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Kolumne Press-SchlagHungrige Bestie

Kolumne
von Markus Völker

Bayern München degradiert den Rest der Liga zu Hampelmännern. Und die Fresslust wird weitergehen. Das kann langweilig sein, ist aber auch ein Wunderwerk.

Aaaargh: Thiago, Jerome Boateng, Javier Martinez, David Alaba und Mario Götze (v.l.) Bild: dpa

I m deutschen Sprachschatz befinden sich einige Exportschlager, zum Beispiel Zeitgeist, Blitzkrieg, Butterbrot oder Angst. Jetzt dürfte sich ein neues Wort weltweit verbreiten: Übermannschaft. Es bezeichnet ein Team, das „leider brillant“ (Spiegel Online) spielt, seine Gegner überrennt und schon am 27. Spieltag Meister geworden ist; eigentlich endet die deutsche Meisterschaft ja erst am 10. Mai mit dem 34. Spieltag, also in sieben Wochen.

Aber so spannend macht es der FC Bayern München nicht. Sie gewinnen wie in der vergangenen Saison vorzeitig, mit einem wahnsinnig großen Punktevorsprung. So ungewöhnlich ist das nicht. Auch in anderen europäischen Ligen feiern sie Übermannschaften, in Italien Juventus Turin, in Frankreich Paris St. Germain, in Griechenland Olympiakos Piräus und in Österreich RB Salzburg.

Und dennoch sticht der FC Bayern heraus. Seine Dominanz ist schier überwältigend - und gefährlich, zumindest im nationalen Wettbewerb. 24 Meisterschaften hat die Hegemonialmacht von der Säbener Straße nun gewonnen. Das heißt: Fast jeden zweiten Titel in der 1963 geschaffenen Fußball-Bundesliga hat der FC Bayern eingeheimst.

Es mag für die Fans der Roten eine feine Sache sein, wenn ihr Verein immer ganz oben mitmischt, den Rest der Liga degradiert diese fußballerische Suprematie allerdings zu Statisten, zu Hampelmännern in einer Aufführung, die von einem Regisseur des FC Bayern inszeniert wird.

Die Spielregeln insinuieren Chancengleichheit, aber im konkreten Fall des Wettbewerbs um Punkte haben alle anderen Teams in der Liga krasse Nachteile: weniger Geld, weniger potente Sponsoren, weniger Stars und weniger Unternehmergeist. Das Münchner Monopol würde ins Unermessliche wachsen, wenn es in Deutschland nicht jene 50-plus-1-Regel gäbe, die Investoren eine Komplettübernahme des Vereins verbietet. Der FC Bayern ist also eine gebändigte Bestie. Aber die Fresslust dieses Wesens reicht immer noch aus, um zwei Dutzend Konkurrenten mit Haut und Haaren zu verspeisen.

Das muntere Fressen dürfte auch in den kommenden Spielzeiten weitergehen, schließlich haben die Bayern vorgesorgt, in Pep Guardiola einen der besten Trainer der Welt an der Seitenlinie und einen Kader, der gestopft voll ist mit hochbegabten Spezialkräften. Weitere Titel sind nur eine Frage der Zeit. Sie sind das Ergebnis einer konsequent ökonomischen Ausgestaltung des Klubs. Die Münchner haben also nur das gemacht, was andere auch hätten tun können. Eigentlich. Denn ohne die Millionen aus der Champions League läuft nichts mehr in diesem Geschäft.

Gut 50 Millionen hat der FC Bayern allein in der vergangenen Saison in der Eliteklasse eingenommen. Allein damit kommen die Kleinvereine Braunschweig, Freiburg und Augsburg zusammen locker über ein Jahr. Das Gefälle ist groß – und es wird künftig noch größer. Der globalisierte FC Bayern, den jedes Kind in Afrika oder China kennt, ist konsequent auf Wachstum getrimmt, auf Umsatzwachstum, Gewinnmaximierung und eine gnadenlose Punktejagd. Das kann manchmal langweilig sein in seiner fast schon technokratischen Effizienz. Aber es ist auch ein seltenes Wunderwerk des Fußballs.

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