Bye bye

Er wird nicht aufhören uns zu umarmen, auch gegen unseren Willen, aber Fotos wie diese werden nicht wieder entstehen: Bremer FotografInnen der „Nordaufnahme“ präsentieren ihre Sicht auf Henning Scherf – ein Ausschnitt übermächtiger Präsenz, die uns irgendwie fehlen wird

Was haben Henning Scherf und das spanische Königshaus gemeinsam? Die absolutistische Vergangenheit – aber auch die schwere Zunge. Ebenso wie bei Juan Carlos I. pflegt das Scherf’sche Sprechwerkzeug immer wieder mal innerlich anzustoßen. Was beim Monarchen idiomatisch zumindest nahe liegt, ist beim Altbürgermeister allerdings eher Zeichen tief empfundener, entspannter Leutseligkeit. Genauso wie der unvermittelte Kieks in der Stimme, den nur böse Küchenpsychologen als Ausdruck nicht weit entfernt weilender Hysterie deuten, der aber in Wirklichkeit frei fließende Emotionalität andeutet.

So viel zum Scherf’schen Soundtrack. Einen Teil der optischen Performance unseres geschiedenen Regierungschefs sehen Sie auf den hier ausgewählten Bildern, die die Gruppe „Nordaufnahme“ geschossen und jetzt zusammen gestellt hat. Die Nordaufnehmer (57 FotografInnen aus dem Nordwesten) haben sich im vergangenen Jahr zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen und Anregungen zu geben.

Noch mehr Scherf gibt es bis zum 7. Januar in einer „Nordaufnahme“-Ausstellung in der Stadtbibliothek zu sehen, darüber hinaus hat es der Schünemann-Verlag ermöglicht, die Scherf-Porträts zwischen zwei Buchdeckel gepresst nach Hause zu tragen. Bei Schünemann ist auch das opulente Gemeinschaftsprojekt „Nordaufnahme 1“ erschienen. HB

Weitere Informationen zu Nordaufnahme: www.nordaufnahme.de.