„Die HSV-Fans wehren sich“

Rainald Grebe beschäftigt sich mit dem Volkslied

■ 41, stammt aus Köln und arbeitet als Liedermacher, Schauspieler, Kabarettist, Regisseur und Autor. Foto: dpa

taz: Herr Grebe, werden in Deutschland zu wenige Volkslieder gesungen?

Rainald Grebe: Ich finde es schon schade, dass deutsche Menschen, die sich auf einer Party treffen, keine gemeinsamen Lieder haben. Es ist egal, ob man da „Der Mond ist aufgegangen“ singt oder etwas anderes. Fakt ist nur, dass da etwas fehlt.

Wie lautet Ihre Definition des Volksliedes?

In Freiburg gibt es ein Volksliedarchiv, die plagen sich mit Definitionen rum. Eine Definition sagt, dass das Volkslied tatsächlich aus dem Volk kommt, das heißt: Der Urheber ist anonym. Das wird dann weitergegeben und verändert. Eine andere Definition sagt: Das Volkslied ist das, was von allen gesungen wird. Aber das kann halt alles sein.

Wo tauchen Volkslieder heutzutage in Deutschland auf?

Die alte Variante des Volksliedes ist schwer zu kriegen. Das hat man vielleicht bei den Seefahrern gehabt, als es die noch gab. Das Neuere gibt’s zum Beispiel im Fußball bei den Fanchören. Bei den Ultras des HSV zum Beispiel wehren sich die Fans mit ihren eigenen Liedern dagegen, beschallt zu werden.

Den Fußballfans reicht es, eine bekannte Melodie zu nehmen und neu zu betexten.

Genau. Das ist dann dieses Verwursten von Bestehendem. Das widerspricht der Kunstlied-Tradition aus dem 19. Jahrhundert.

Wie haben Sie für Ihren musikalischen Abend recherchiert?

Ich habe verschiedene Quellen angezapft. Eine ist tatsächlich der „Ballermann“, weil da die Deutschen mitgröhlen ohne Ende. Aber auch Peter Rühmkorf war eine Quelle. Der hat Anfang der 60er ein Kinderliederbuch rausgegeben, in dem er aufgeschrieben hat, was Kinder auf Spielplätzen singen.  INTERVIEW: KLI

Premiere „Volksmusik“: Samstag, 20 Uhr, Thalia-Theater