Autor wird in Abu Dhabi festgehalten: Eingesperrt im Emirat
Mehrere Tage war der deutsche Schriftsteller Jörg Albrecht in Abu Dhabi in Haft. Auch nach seiner Entlassung darf er das Land nicht verlassen. Warum, ist unklar.
Jörg Albrecht sitzt fest. In Abu Dhabi. Warum genau, weiß er nicht. Albrecht ist ein deutscher Schriftsteller. Der 32-Jährige hat seit 2006 mehrere Romane im Göttinger Wallstein Verlag veröffentlicht und ist zudem ein gefragter Dramatiker. Er war am 1. Mai in die Vereinigten Arabischen Emirate eingereist, um auf der dortigen Buchmesse als Teil einer geladenen deutsch-schweizerischen Autorendelegation zum Thema Übersetzungen zu sprechen.
Kurz nach seiner Ankunft verließ er das Hotel, machte per iPad einige Fotos von der näheren Umgebung und wurde verhaftet. Davon erfuhr zuerst niemand. Vielleicht hatte er zuvor versehentlich Botschaften fotografiert. Die Regelungen im Emirat sind diesbezüglich sehr strikt. Am Abend des 1. Mai bemerkte Albrechts Verleger Thorsten Ahrend, der sich ebenfalls wegen der Messe in Abu Dhabi aufhielt, die Abwesenheit des gebürtigen Dortmunders.
Die örtlichen Behörden gaben sich gegenüber Ahrend und den Verantwortlichen der Buchmesse ahnungslos. Die deutsche Botschaft bemühte sich um Aufklärung und wurde von der Inhaftierung des in Berlin lebenden Autoren in Kenntnis gesetzt. Es gelang schließlich am 4. Mai, Albrecht gegen Zahlung einer Kaution freizubekommen. In den Tagen zuvor war er zweimal in Fußfesseln ins örtliche Gericht gebracht worden.
Die Gründe für seine Festnahme wurden ihm nicht mitgeteilt – bis heute. Zudem wurde ihm bei den vergangenen Anhörungen kein Rechtsbeistand zur Verfügung gestellt. Jörg Albrecht ist zwar im Besitz seines Passes, darf aber das Land nicht verlassen. Am Montag war er auf der Suche nach einer neuen Unterkunft.
Ein Staatsanwalt im Emirat wird sich voraussichtlich in der nächsten Woche mit dem Fall beschäftigen. Dennoch setzt Albrecht die Situation stark zu: „Trotz aller Bemühungen der deutschen Botschaft ist nichts zu erfahren, wir sind alle auf dem Stand vom 4. Mai, als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieses Warten greift mich inzwischen extrem an, und ich hoffe, dass es bald ein Ende hat.“ Freunde und Kollegen haben mittlerweile eine Petition aufgesetzt. Sie fordern die Behörden im Emirat auf, Jörg Albrecht umgehend ausreisen zu lassen.
Update, 13.05.14, 18.30 Uhr: Laut einer Pressemiteilung des Wallstein-Verlages durfte Jörg Albrecht Abu Dhabi mittlerweile verlassen. In der Miteilung heißt es: „Soeben erreicht uns die Nachricht, dass einer Ausreise von Jörg Albrecht nichts mehr im Weg steht. Er wird sich schnellstmöglich auf den Weg zum Flughafen machen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag