Den höheren Kräften nicht gewachsen

PEDELECS Kein E-Bike ist so richtig leicht – und dann sind manche auch noch mangelhaft, sagt ein neuer Testbericht

Das Gewicht der Probanden liegt zwischen etwa 22 und gut 28 Kilo

Die meisten der Fahrradhersteller scheinen es mittlerweile für eine Todsünde zu halten, nicht auf der E-Bike-Welle mitzusurfen. Wobei noch nicht mal klar ist, ob es sich tatsächlich um eine Welle oder eher um eine PR-gestützte Scheinblüte handelt. Laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sind im vergangenen Jahr zwar 100.000 Elektrifizierte mehr in den Handel gelangt, womit die Verkaufszahl aber erst mal nur auf 400.000 Stück geklettert ist – auf rund zehn Prozent aller 2012 in Deutschland abgesetzten Fahrräder.

Was hält die potenziellen Käufer ab? Nur der vergleichsweise hohe Preis? Nach den Befunden, die die Zeitschrift Öko-Test jetzt (März 2013) veröffentlicht hat, könnte es auch das Unbehagen vor der unausgereiften Technik sein. Denn „entwicklungstechnisch“, so das harsche Urteil der Redaktion, stecke „die Elektroradbranche noch in den Kinderschuhen“. Abgeleitet wird das von den Testergebnissen: Von zehn Fahrrädern mit Hilfsmotor musste fünf ein „Mangelhaft“ attestiert werden. Aufgrund fehlender Sicherheit zum Beispiel. So hätte sich gezeigt, „dass einige Konstruktionen den höheren Kräften, die bei einem motorisierten Rad auftreten können, nicht gewachsen sind“.

Getestet wurden ausschließlich Pedelecs: Stadt- und Trekkingmodelle, bei denen der Motor lediglich das eigene Tretbemühen unterstützt. Doch auch so eine Assistenz ist keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen: Mit Motor (entweder beim Tretlager oder in eine der Naben platziert) plus Akku schwankt das jeweilige Gesamtgewicht der Probanden zwischen etwa 22 und gut 28 Kilo. Auch die Preise der getesteten Räder sind ziemlich unterschiedlich. Um die 2.800 Euro verlangen sowohl DaimlerChrysler (Smart E-Bike) als auch die Schweizer Firma Biketec (Flyer C5 Deluxe HS11). Dem Fahrgerät aus dem Autohaus darf das Gesamturteil „Gut“ an den Rahmen geklebt werden, der Flyer wird von den Öko-Testern als „befriedigend“ eingestuft. Das zweite „Gut“ – häufiger wurde diese Note nicht vergeben – geht an die Traditionsmarke Kalkhoff: Das unter diesem Label von Derby Cycle produzierte Modell Impuls 8C ist schon für 2.000 Euro zu haben.

Bei den als mangelhaft eingestuften Fahrrädern finden sich indes auch noch zwei, die in dieser Preisregion angesiedelt sind. Die Flitzer von etlichen Trendsettern wie Riese & Müller oder HP Velotechnik, durchaus noch teurer, wurden übrigens nicht getestet.

Wer aber sollte den Kauf eines E-Bikes überhaupt in Erwägung ziehen? Im Gegensatz zu den Herstellern, die naturgemäß jeden damit beglücken möchten, nimmt die Öko-Test eine simple Differenzierung vor: Wer untrainiert oder gesundheitlich eingeschränkt ist – für den sei das Pedelec eine „praktische Lösung“. Doch für „halbwegs fitte Leute“ gäbe es aus sportmedizinischer Sicht eine bessere Variante – eben „ein normales Rad“. PAUL DA CHALET