Aus vergänglicher Performance wird unsterbliche Kunst

KUNST re.act.feminism ist ein aktuelles Forschungsprojekt, das feministische Performancekünste archiviert – und den menschlichen Körper auch politisch versteht

VON SOPHIE FEDRAU

Der menschliche Körper begegnet uns im öffentlichen Raum oft als Werbegegenstand. So bewerben Flyer von Wellnessanlagen Behandlungen mit Namen wie „Top Renew Rose Body Ritual“ und versprechen Anti-Aging-Effekte in 90 Minuten. Unsere Körper scheinen nur noch Hüllen, von jedem Merkmal der Differenzierbarkeit bereinigt. Doch was haben diese Körper dann noch mit uns zu tun? Waren Körper nicht irgendwann einmal mehr? Waren das nicht – wir?

Seit 2008 archiviert das Projekt re.act.feminism #1 und #2 feministische, queere und genderkritsche Performancekunst. „A Perfoming Archive“ nennt sich die Sammlung, die aktuell Werke von mehr als 163 KünstlerInnen und Kollektiven umfasst. Neben zeitgenössischen Produktionen befinden sich Videos, Fotografien und ergänzende Texte wie Interviews und Manifeste, die Werke aus den „Performance-Jahrzehnten“ von 1960 bis etwa 1985 dokumentieren. re.act.feminism ist Archiv, Ausstellung und Forschungsprojekt in einem. Hier finden wir ihn wieder – den Körper, der Subjektivität einfordert, der politisch ist.

Die Kuratorinnen des Projekts Beatrice Ellen Stammer und Bettina Knaup sagen, Performancekunst sei Experiment, Grenzüberschreitung und Antithese zur formalistischen Kunst, die lediglich vermarktbare Kunstobjekte produziere. Performance hingegen sei eine Darstellungsform an der Schnittstelle von Gesellschaft, Politik und Kunst. Ferner überbrückt das Projekt die paradoxe Situation eine Kunstform, deren Vergänglichkeit in ihrer Natur liegt, durch Dokumentation unbegrenzt haltbar zu machen. Und fragt aber gleichzeitig, ob das wirklich ein Widerspruch sein muss: Wann ist eine Performance vorbei – etwa wenn auf der Bühne das Licht ausgeht? Wie wirkt sie, medial transportiert, fort? Wie funktioniert ihre Rezeption? Gibt es ein Leben nach der Performance für die Performance?

Das Archiv zeigt Werke von Ikonen wie Yoko Ono und Marina Abramović, aber auch von weniger bekannten Künstlerinnen wie Birgit Jürgenssen oder Nisrine Boukhari. In fünf mobilen Holzmodulen, einem Archivkabinett mit vier Videostationen untergebracht, geht das eigentlich in Berlin ansässige Archiv gern auf Reisen: 2012 und 2013 war re.act.feminism #2 unter anderem in Tallinn, Roskilde, Zagreb, Danzig und Barcelona zu sehen – und ist ausschnittweise auch beim taz.lab 2013.

re.act.feminism – a performing archive ist mit einem mobilen Archiv am 20. April im Haus der Kulturen der Welt zu sehen und erleben