Cézanne bleibt in öffentlicher Hand

Der Stifterrat des Kölner Wallraf-Richartz-Museums erklärt die Privatisierungsverhandlungen für beendet

Die Geduld der Mäzene ist erschöpft. Mehr als drei Jahre lang versuchte der so genannte „Stifterrat“ des Wallraf-Richartz-Museums/Fondation Corboud (WRM), Gesellschafteranteile an dem renommierten Kölner Museum zu erwerben. Nun hat das Gremium höchst einflussreicher Kunstinteressierter entnervt aufgegeben. „Wir stellen fest, dass die Stadt uns offenbar nicht braucht“, heißt es in einer Erklärung des Stifterrats vom Freitag. Dem exklusiven Club gehören nach eigenen Angaben „Vertreter führender deutscher und besonders Kölner Unternehmen und Familien“ an, darunter die Fondation Corboud, RWE, die Peter Jungen Holding, das Bankhaus Sal. Oppenheim, die Stadtsparkasse Köln sowie der Verlag M. DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express).

Ganz so despektierlich war das von der Stadt vorgelegte Angebot allerdings nicht. Schließlich sollte der Stifterrat mit 49 Prozent an einer gemeinnützigen GmbH und mit Sitzen in deren Aufsichtsrat beteiligt werden. Doch die vornehmlich beratende Rolle, welche die Stadtverwaltung dem Gremium überlassen wollte, stellte die Herren nicht zufrieden: „Laut Vertragsentwurf dürfte der Stifterrat Geld zur Verfügung stellen, wäre über dessen Verwendung jedoch letztlich ohne Einfluss“, monierte der dreiköpfige Stifterratsvorstand, der Aufsichtsratschef des AXA-Versicherungskonzerns, Claas Kleyboldt, der Verleger Alfred Neven DuMont sowie der Kölner CDU-Schatzmeister Peter Jungen. Dabei hätte sich das monetäre Engagement, das die potenten Kunstfreunde an den Tag legen sollten, in bescheidenen Grenzen gehalten: Lediglich 200.000 Euro pro Jahr sollten die Stifter einzahlen, während die Stadt dem WRM jährlich drei Millionen zuschießt. Der kulturpolitische Sprecher der SPD, Hans-Georg Bögner, kann die von den Stiftern gerügte Ungerechtigkeit daher auch kaum nachvollziehen: „Wer der größte Geldgeber ist, muss am stärksten vertreten sein“, sagte er der Kölnischen Rundschau.

Zuletzt hatte der Stifterrat den Ton noch einmal verschärft. Nach Angaben des kulturpolitischen Sprechers der Linken.Köln, Wolfgang Breuer, hätten die Stifter vergangene Woche plötzlich die absolute Mehrheit in der gGmbH gefordert, nachdem zuvor stets über eine Beteiligung von 49 Prozent verhandelt worden war. „Die Forderungen des Stifterrates kommen einer feindlichen Übernahme des Museums gleich und verstoßen eindeutig gegen die Kommunalverfassung unseres Landes“, empörte sich Breuer. Sie wirft zudem die Frage nach der wirtschaftspolitischen Kompetenz der Stifter auf, die eigentlich wissen müssten, dass in einer städtischen Gesellschaft die Stadt die Mehrheit haben muss. „Da gab es offenbar falsche Erwartungen“, vermutet Angela Spizig, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, die gegen die Privatisierung waren. Den Stiftern empfiehlt sie: „Mäzene können ihr Know-how auch über Beiräte sehr gut einbringen.“

„Die Forderungen des Stifterrates kommen einer feindlichen Übernahme des Museums gleich.“

Die Werke mittelalterlicher und barocker Meister sowie die Sammlung neuzeitlicher Kunst mit Gemälden von Munch, Monet, Cézanne, Renoir und Manet werden nun voraussichtlich ganz in öffentlicher Hand bleiben. Als Alternative zum Stifterratsmodell ist die Gründung einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Stadt im Gespräch. CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma, Kulturdezernent Georg Quander und Museumsdirektor Andreas Blühm äußern aber weiterhin die Hoffnung, dass der Stifterrat das WRM unterstützt, zumal er das in seinem Schreiben vom Freitag auch angekündigt hat – „ideell und materiell“. SEBASTIAN SEDLMAYR