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Der Holländer, der wie ein Wolfsburger spielt

Im HSV-Blättchen „Rothosen aktuell“ wird der Bayern-Profi Roy Makaay als Spieler des VfL Wolfsburg geführt

Die Fußballgeschichtsschreibung ist eine verteufelt komplizierte Angelegenheit in Zeiten, in denen Teile der Historie, etwa Stadionnamen, schon entsorgt sind. In England gibt es beispielsweise Feingeister, die bei der Erstellung von Rekordlisten des englischen Erstligafußballs nur die Zeit seit 1992, also seit der Einführung der Premier League, berücksichtigen. Wer vorher reichlich Tore geschossen oder sonst wie spektakulär auf sich aufmerksam gemacht hat, den trifft die Ungnade der frühen Geburt.

Auf einem ähnlichen Trip wie manche Engländer waren am Sonnabend offensichtlich auch jene Angestellten des HSV, die für die an Spieltagen anwesenden Journalisten das vierseitige Faltblatt „Rothosen aktuell“ erstellen. Bei der Bilanz der bisherigen Bundesligabegegnungen zwischen dem HSV und Hertha BSC ist unter anderem vermerkt: „19-mal verließen die Berliner die AOL Arena als Sieger.“

Abgesehen davon, dass hierbei auch großzügig alle Hertha-Heimsiege gegen den HSV mitgerechnet wurden, könnte die Zahl 19 ja nur stimmen, wenn es die AOL-Arena – ein Unwort, das der Berichterstatter erst zum zirka dritten Mal in seinem Leben benutzt – schon runde zwei Jahrzehnte gebe.

Da passt es ins Bild, dass in der Torjägerliste, die auf demselben Waschzettel abgedruckt ist, Roy Makaay als Spieler des VfL Wolfsburg aufgeführt ist. Aber vielleicht soll das ja eine ironische Anspielung darauf sein, dass der Holländer derzeit wie ein Wolfsburger spielt.

René Martens

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