Kinderfest im Fokus

Schanzenpark-Wasserturm: Aktivistin wegen Beleidigung und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz angeklagt

Ein Märchen wird zum Kriminalfall: Jährlich organisiert Zofe Sonja im Königreich zur Schanze ein Kinderfest. Prinzessin Gloria verfolgt gern vom Turm aus das Treiben auf den grünen Wiesen, und wenn der griesgrämige König Arthur seinen Mittagsschlaf hält, stürmt sie aus ihren Gemäuern, um an dem Spektakel teilzunehmen. Doch damit ist Schluss, seit die Patrizier den Turm erobert haben. Das Treiben des Volkes im Park ist untersagt, dafür sorgen die Schergen. Ein Märchen? Nein, sondern hanseatische Realität. Denn Sonja ist nun angeklagt – da sie nach Baubeginn des Nobelhotels im Schanzenturm ein Kinderfest organisiert hatte.

Die Polizei ahnte Böses, als sich 20 Kinder nebst Eltern im Januar dieses Jahres im Schanzenpark versammelten. Das sei eine Demo, argwöhnte sie, „das Kinderfest ist nur Tarnung“. Wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz musste Organisatorin Sonja ihre Personalien zu Protokoll geben. „Es war tatsächlich ein Kinderfest“, sagt Anwalt Andreas Beuth, „auch wenn es andernorts Proteste gegeben hat.“ Nach vier Stunden, beim Abbau des Spektakels mit Rutschen und Schaukeln, griffen die Polizisten erneut ein: Ordnungswidrigkeit wegen unerlaubten Befahrens eines Privatparkes mit einem Pkw, lautet der Vorwurf.

Als Sonja wenig später einen Nachbarn mit den Worten korrigierte, „willst Du diesen Arschlöchern etwa noch was anbieten“, als dieser den Uniformierten Schokoküsse reichte, ging es rund. Trotz bekannter Personalien wollten die Recken erneut die Papiere wegen Beleidigung sehen. Es gab ein Gerangel. „Und das alles im Beisein der Kinder“, beklagt Beuth.

Obwohl das Hamburger Amtsgericht das Verfahren bereits einstellen wollte, beharrt die Staatsanwaltschaft auf dem Prozess. MAGDA SCHNEIDER

morgen, 9 Uhr, Strafjustizgebäude, Saal 181