Drogenhilfe wird laut – Ressort reagiert

Mit zunehmender Lautstärke machen die Träger der Drogenhilfe auf die anstehenden Kürzungen ihrer Budgets aufmerksam und warnen vor den Folgen. Senatorin Röpke gibt Entwarnung: alles Probleme gelöst

Bremen taz ■ Man spricht inzwischen schon wieder miteinander. Dennoch gingen die Träger der Drogenhilfe an die Öffentlichkeit, um sich gegen das Gesundheitsamt und das zuständige Ressort unter Sozialsenatorin Karin Röpke zu positionieren und die von dort beschlossene Mittelkürzung abzuwehren. Die beiden Träger, die Ambulante Drogenhilfe und Comeback, sollen im kommenden Jahr 265.000 Euro einsparen – 217.000 Euro mehr, als erwartet. Denn als die beiden Träger im Dezember vergangenen Jahres den Vertrag zur Übernahme der Drogenhilfe unterschrieben und damit die Privatisierung dieses Bereichs vollzogen, da gingen sie davon aus, dass sie für die Vertragsdauer von fünf Jahren (nur) die 5,6 Prozent Einsparquote erbringen müssten, die Zuwendungsempfänger in Bremen sparen müssen. „Schweren Herzens“ habe man dem zugestimmt, so Berthold Reetz von der Ambulanten Drogenhilfe, aber mit dem Wissen: „Das schaffen wir.“

Doch ein halbes Jahr später sei ihnen aus dem Gesundheitsamt mitgeteilt worden: Den Trägern sollen insgesamt 20 Prozent des abgemachten Budgets gestrichen werden, alles in allem 265.000 Euro. Und Anfang November bekamen sie einen so genannten Vorbescheid ins Haus geschickt, der sie zur Kündigung von Mitarbeitern aufforderte.

Aber inzwischen redet man ja wieder miteinander. „Die Kürzungen sind fachlich nicht haltbar“, sagt Reetz und diese Ansicht werde bis in die fachliche Spitze des Ressorts geteilt. Deshalb „muss dieser Vorbescheid weg“, fordert Georg Kurz-Lund von der Ambulanten Drogenhilfe, „solange es den gibt, sind wir gezwungen zu kündigen.“

2,6 Stellen von insgesamt 20 Vollzeitstellen, verteilt auf 31 Köpfe, müssten bei Comeback gestrichen werden. Zwei Stellen weniger von 17,5 ganzen Stellen, verteilt auf 19 MitarbeiterInnen, fielen bei der Ambulanten Drogenhilfe weg. Für letztere wäre das dramatisch: Ausgerechnet zwei Mitarbeiterinnen des Mütterprojekts, das drogenabhängige und substituierte schwangere Frauen unterstützt, müssten gehen – die Hälfte des Teams, das damit erledigt wäre, fürchten Reetz und Kurz-Lund.

Unter Comeback-Regie läuft neben zwei Methadon-Projekten das Kontakt- und Beratungszentrum Tivoli für die offene Szene. 350.000 Spritzen werden hier jährlich getauscht, 400 bis 800 Menschen zählten hier zum festen Klientel, so Comeback-Geschäftsführer Alfred Liebig.

Aus dem Sozialressort kam prompt die Retourkutsche: Das Budgetloch sei doch längst gestopft, sagt Sozialsenatorin Karin Röpke, die Träger sollten die Panikmache lassen. Ihre Sprecherin Petra Kodré erklärte das gestern so: 80.000 Euro gebe es als investive Mittel, 110.000 kämen aus dem Budget der Suchtberatung, 30.000 bekäme Comeback für die Übernahme der medizinischen Ambulanz, 45.000 Euro gingen von der für ALG-II-Empfänger zuständigen Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales an die Drogenhilfe – zur Beratung drogenabhängiger ALG-II-Empfänger.

„Aber der Vorbescheid muss immer noch weg“, beharrt Berthold Reetz. Über das Geld von der Bagis habe es bisher keine verbindliche Zusage gegeben, so Reetz, „aber das wäre doch was Erfreuliches“. sgi