Alba beendet titellose Zeit mit deutlichem Triumph

BASKETBALL Alba Berlin gewinnt den Pokal und rettet damit eine bislang durchwachsene Saison

Im Jubel lag zugleich auch ein wenig Erleichterung. Mit dem 85:67 gegen Ulm hat Alba Berlin in eigener Halle am Sonntagnachmittag den deutschen Pokal im Basketball geholt – eines der erklärten Saisonziele. Zuletzt gelang das 2009, es war Albas bislang letzter Titel. Erstmals seit zehn Jahren wurde das Finalturnier wieder in Berlin ausgetragen. Und daheim sollte der Pokal dann bitte schön auch bleiben. Durch den Triumph wird eine bisher sehr durchwachsene Saison ein wenig versöhnlicher. „Wir sind eine Spitzenmannschaft, und Spitzenmannschaften wollen Titel holen“, sagte Manager Marco Baldi. Der Meistertitel wäre den Verantwortlichen sicherlich lieber, aber nach drei titellosen Jahren ist der Pokalsieg Balsam auf die titelverwöhnte Alba-Seele.

Gegen Bayern dominant

Damit der Traum vom Pokalsieg in Erfüllung gehen konnte, wurde zuvor auch einiges getan. Da wurde das Euroleague-Spiel in Bamberg nach langem Hin und Her von Donnerstag auf Mittwoch vorverlegt, damit die Berliner mehr Regenerationszeit hatten. „Sonst wären wir erst Freitag früh zurückgekommen und hätten Sonnabend schon wieder spielen müssen“, erklärte Baldi. Es schien sich gelohnt zu haben. Beim 92:83-Halbfinaleerfolg über Bayern München – für viele das vorweggenommene Finale – wirkten die Berliner giftiger und aggressiver. „Unser Antrieb war auch nicht, am Sonntag um 12.15 Uhr vor unseren Fans spielen zu müssen“, sagte Baldi. Denn zu dieser Zeit fand das Spiel um Platz drei statt, das die Bayern 88:76 gegen die Artland Dragons gewannen. Die Bayern, bei denen Präsident Uli Hoeneß angereist war, wurden von Alba im Halbfinale dominiert. Teilweise lag das Hauptstadtteam mit 22 Punkten vorn.

Vor allem unter dem Korb zeigten die Berliner ihre Stärke. Das lag sicherlich auch an einer Nachverpflichtung. Mit dem französischen Nationalspieler Ali Traoré konnte vor vier Wochen ein echter Brocken verpflichtet werden. Der war zuvor zwar lange verletzt, aber sonst hätte Alba den Hochkaräter wohl gar nicht an die Spree locken können. „Er ist noch nicht in bester Verfassung“, befand Trainer Sasa Obradovic. Aber der Center kommt langsam besser in Fahrt, zeigt immer mehr Präsenz unter dem Korb und wirkt körperlich fitter als bei seinen ersten Auftritten. „Er hat die internationale Erfahrung, und wenn er auf dem Parkett steht, passiert immer etwas“, lobte Obradovic. Gegen die Bayern war Traoré mit 16 Punkten erfolgreichster Berliner Werfer und hatte maßgeblichen Anteil am Finaleinzug. „Wir wussten, wie wichtig dieser Titel für den Klub ist“, sagte er.

Im Team von Sasa Obradovic geht es ohnehin mehr um die Mannschaft als um den Einzelnen. Beim Pokalturnier bestach Alba besonders durch mannschaftliche Geschlossenheit. Gegen die Bayern trafen gleich sieben Spieler zweistellig. Und auch die starke Defensivleistung ist nur möglich, wenn jeder für den anderen arbeitet. Ruft Alba sein Potenzial ab, ist es nur schwer zu schlagen. In den vergangenen Wochen gelang das jedoch nur selten.

Trainingspause nach Ermüdungserscheinungen

Nach einigen Auswärtspleiten am Stück war schon von Krise die Rede gewesen. Vor allem die hohe Belastung mit Euroleague und Liga machte den Berlinern zu schaffen. Trainer Sasa Obradovic hatte Ermüdungserscheinungen ausgemacht und deshalb das ein oder andere Training auch mal ausfallen lassen.

Die Krise haben die Albatrosse mit dem Pokalsieg aber erst einmal weggespült. Doch erst die nächsten Wochen werden zeigen, ob mit der Euphorie auch mehr Stabilität ins Alba-Spiel kommt. Schließlich hat sich Alba diese Saison schon häufiger als Wundertüte präsentiert – auch in negativer Hinsicht. NICOLAS SOWA