Kurzkritik: „Parcitypate: Art and Urban Space“
: Stadt und Widersprüche

Wem das Schlichte als das Schöne gilt, dem sei empfohlen, sich bei diesem Buch an den Umschlag zu halten. Wunderbar weiß, ohne Titel, nur ein paar verstreute Großbuchstaben, die sich durch leichten Glanz abheben. Wer das Buch aufschlägt, sollte dann Gefallen finden am Chaotischen, am Heterogenen – kurz: sollte ein Städter sein. Gut 40 Seiten muss man sich durch zusammenhangslose Bilder blättern, um zum ersten Aha-Gefühl zu kommen: der Titel! Da ist er ja: „Parcitypate: Art and Urban Space“.

Der Publikation vorhergegangen ist 2007 ein gleichnamiges Symposium auf Kampnagel. Zusammen mit der Universität St. Gallen lud die Kulturfabrik damals Künstler, Kuratoren und Wissenschaftler ein, über das Verhältnis von Kunst und Stadtraum zu debattieren. Das wortspielerische „Parcitypate“ steckte dafür den Rahmen ab: Jede urbane Kunstaktion partizipiere immer schon an der Produktion des städtischen Raums.

Das Buch enthält eine Reihe interessanter Aufsätze von mitunter namhaften Wissenschaftlern wie Nigel Thrift. Es lässt sich aber auch aus Lokalperspektive lesen. So reflektiert Daniel Richter über die Widersprüchlichkeit der Künstler im Prozess der Gentrifizierung, den sie lostreten und zugleich bekämpfen. Sein interessanter Dreh: Das seien Widersprüche voller Leben, die ihnen keiner so leicht nachmacht.

Lesenswert ist auch ein Gespräch zwischen Christoph Schäfer (Park Fiction) und der Stadtethnologin Kathrin Wildner beim Bummel durch die Große Bergstraße. Auch, weil die beiden kein Blatt vor den Mund nehmen, und gleich noch auf das „Parcitypate“-Symposium, dessen Teil sie sind, als Spektakel schimpfen. Das hat schon was. Maximilian Probst

Buchvorstellung mit Vortrag „Public Movement. Reclaiming the Streets oder alles nur Theater?“: 19 Uhr, Kampnagel, Eintritt frei