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Kolumne BesserDas AfD-ABC

Von Brüssel zum Hans-Olaf, von der Jungen Alternative zu Russland – was Sie über die Alternative für Deutschland wissen müssen.

Einführung der D-Mark 1948. In der Mitte über den Schalter gebeugt: AfD-Chef Bernd Lucke Bild: ap

A wie Alternative: Eine Politik, die für „alternativlos“ erklärt wird, schreit nach Alternativen. Dafür: Danke, Angela Merkel!

B wie Brüssel: Ort des Grauens, das biblische Babylon, Orwells Ozeanien und Tolkiens Mordor in einem.

C wie Christlich: Auch und ganz besonders das. Mehr als die Parteien mit C im Namen.

D wie Deutschland: Beste Land wo gibt.

E wie Euro: Kommt aus →Brüssel, macht →Deutschland kaputt, muss weg, weg, weg.

F wie für: Tolles Vorwort. Erhöht durch Kleinschreibung den Coolnessfaktor.

G wie Gendermainstreaming: Zerstört Gesellschaft; führt dazu, dass kaum noch Männer wie →Lucke nachwachsen.

H wie Henkel, Hans-Olaf: Parteipromi. Beliebt in Talkshow-Redaktionen (Kategorie: Quasselstrippe für den Notfall, hat zu allem eine Meinung). Hat demnächst in Hamburg, wo man noch jeden Spießer mit überhöhtem Geltungsdrang in die Bürgerschaft gewählt hat, prima Chancen.

I wie Islam: Gehört nicht zu, ist auch keine → Alternative → für →Deutschland.

J wie Junge Alternative für Deutschland: Coolster Jugendverband seit der FDJ. Picklige Jungs, die immer auf dem Schulhof verprügelt wurden, haben jetzt auch eine Facebookseite.

K wie Konservativ: Alles, was es 1950 noch nicht gab, ist doof.

L wie Lucke, Bernd: Wer? Ach der. Wird man auch dann nicht auf der Straße erkennen, wenn die AfD 60 Prozent bekommt.

M wie Mark, D-: Beste Währung von Welt. Muss zurück.

N wie Nazis: Waren nicht koscher. Um in dieser Sache Pannen zu vermeiden, lässt die Partei ihre Mitglieder schulen. („Nazis waren nicht koscher, kannten auch keine D-→Mark.“)

O wie Ossis: Wer die DDR eigentlich okay findet (keine Arbeitslosigkeit, keine Ausländer, alles sauber), aber ihr ankreidet, dass es dort keine D-→Mark gab, hat endlich eine →Alternative zur Linkspartei.

P wie Petry, Frauke: Zonengaby in der Parteiführung, lehnt →Gendermainstreaming trotzdem ab.

Q wie Quote: Teufelswerk. Darum ist die Ausländerquote bei der AfD so hoch wie im Ku-Klux-Klan und die Frauenquote (→Petry) nur geringfügig höher als bei ISIS.

R wie Russland: Demokratisches Nachbarland mit friedlichen Absichten; kein blödes →Gendermainstreaming, keine nervige →Quote, aber viel Gas und Öl.

S wie Schwule: Gab es 1950 nicht, müssen genauso weg, weg, weg wie der →Euro.

T wie Türkei: Die EU ist doof, aber die Türkei gehört auf keinen Fall dazu.

U wie Universitäten, deutsche: Drei Viertel aller AfD-Funktionäre hatten dort Lehrstühle, bis ihnen langweilig wurde und sie nach einer → Alternative suchten.

W wie World Wide Web: C4-Professoren (→Universität) allein machen keine Volkspartei, dafür braucht es noch ein paar Spinner aus dem Internet. Sind jetzt alle da, Laden läuft.

X wie X: AfD, das Kreuz an der richtigen Stelle (→Christlich).

Y wie Üpsilon: Als hochqualifizierte Fachkraft mit 1-a-Deutschkenntnissen akzeptabel, sonst nicht.

Z wie zehn: Über zehn Prozent in Thüringen („Land ohne Prominente“) und Brandenburg („Nimm dir Essen mit“) sind schon was. Aber da geht noch mehr.

Besser: Keine Alternative für Deutschland.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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6 Kommentare

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  • Diese AfD ist brandgefährlich: Schaut euch an, was da an extremem Rechtspopulismus im Programm steht:

     

    "Kriminelle Ausländer, die sich nicht an unsere

    Rechtsordnung halten, sollen schnell und

    konsequent ausgewiesen werden."

     

    "In Europa darf es

    keine Armutsmigration geben."

     

    "Das Asylrecht darf nicht zur Zuwanderung in

    unsere Sozialsysteme missbraucht werden."

     

    "Wir wollen ... keinen

    europäischen Zentralstaat. Nationen und Regionen

    gehören zur Identität Europas und müssen in einem

    Europa der Zukunft ihren festen Platz haben.

    Wir lehnen es ab, unser Grundgesetz gegen eine

    EU-Verfassung einzutauschen."

     

    "Besseres Europa statt mehr Europa"

     

    "Wir lehnen Eurobonds und die Vergemeinschaftung

    von Schulden in Europa entschieden ab. Jeder

    ist für seine Schulden selbst verantwortlich."

     

    "Wir wollen, dass Kompetenzen von der EU auf

    die Mitgliedstaaten zurückübertragen werden."

     

    "Kein Türkei-Beitritt"

     

    "Die Abschaffung

    des Religionsunterrichts in anderen Ländern

    ist ein verhängnisvoller Irrweg. Unsere Schulen

    dürfen nicht nur Wissen transportieren, sondern

    sie müssen auch Werteerziehung vermitteln. Wir

    stehen für Bildung auf Grundlage unserer christlich-abendländischen Wertetradition, für Kruzifi xe

    in den Klassenzimmern und für Religionsunterricht

    durch Geistliche und Ordensleute in ihrem Habit."

     

    "Die generelle doppelte Staatsbürgerschaft

    und die Pläne anderer Parteien für

    einen Doppelpass lehnen wir ab."

     

    Komplett nachzulesen hier: http://www.csu.de/common/csu/content/csu/hauptnavigation/bayernplan_2013-07-16.pdf

  • Auf die Gefahr hin Freund und Feind gleichermaßen zu verwirren: Ich fand das recht witzig. Besser als das ständige "Nazi, Nazi!"-Geschrei war das allemal.

  • Eine schöne gelungene Kolumne. Die aufgeführten Punkte sorgen dafür, daß einige Wähler mehr zukünftig die AfD wählen. Denn sie haben ganz vergessen, wie schön es sein kann, wenn man den so genannten Fortschritt der grünen Linkspopulisten nicht hätte.

    Und einen hab' ich noch - die wirklich wahre ungeschminkte Wahrheit über die AfD, jetzt endlich enthüllt: http://wp.me/p4kHXM-1D

  • "H wie Henkel, Hans-Olaf: Parteipromi. Beliebt in Talkshow-Redaktionen (Kategorie: Quasselstrippe für den Notfall, hat zu allem eine Meinung)." - Der Autor war noch nicht dabei, als Henkel jahrelang von der taz hofiert wurde.

  • Ok, ich vervollständige mal: Was Sie an Legenden über die AfD sofort vergessen sollten :-))

  • Also ich stimme politisch ja gar nicht mit Yücel überein, aber zumindest ein bißchen lustig finde ich diesen Artikel sogar, ist durchaus gelungen.

    Dafür wird Yücel aber sicherlich wieder Mengen von erbitterten Hass-Mails bekommen, diesmal eben von AfDlern. Die haben ja oft nicht so viel Humor.