„Gar nicht klamaukig“

THEATER Das neue Stück des Choreographen Samir Akika feiert Premiere und eröffnet ein Festival

■ 28, ist seit Beginn der aktuellen Spielzeit als Dramaturg am Theater Bremen engagiert und arbeitet seit 2011 mit Samir Akika & seinem Ensemble Unusual Symptoms zusammen.

taz: Herr Runge, heute hat „Penguins & Pandas“ Premiere, das neue Tanzstück von Samir Akika am Theater Bremen. Der Titel lässt ja eher Slapstick erwarten, als Fortsetzung des letzten Stückes „Funny, how?“

Gregor Runge: Viele bleiben an diesem Titel hängen. Aber das Stück ist gar nicht klamaukig! Der Pinguin und der Panda sind zunächst mal zwei Comicfiguren, die einer der Tänzer aus dem Ensemble an Wände malt, wenn er mal Graffiti macht. Das wäre so eine Pärchenkonstellation, an die Samir sich erinnert hat, auf der Suche nach einem Stücktitel. Mittlerweile findet er, der Titel passt gar nicht mehr zu dem Stück. Ich schon.

Worum geht es eigentlich?

Um Bilder und Assoziationen, die unser Beziehungsleben begleiten. Um all die Versuche, die wir unternehmen, um auf diesem Wege zu einer Form der Vervollständigung zu kommen. Das ist ja auch mal etwas tapsig und Abseits der Vernunft. Dennoch hat die Anmutung von Slapstick gar nichts mit dem Stück zu tun – und es werden weder ein Pinguin noch ein Panda auftreten. Es ist ein sehr ernstes Stück zu einem dann doch sehr allgemeinen Thema – dafür einen Zugriff zu finden, war schwierig. Man könnte natürlich einen autobiographischen Zugang wählen ...

... der bei dem Thema und bei Samir Akika angesichts früherer Stücke wie etwa „Me & My Mum“ scheinbar naheläge.

Wir sind aber mit dem Ensemble an einem Punkt, an dem sich das nicht mehr einfach weiter so erzählen lässt. Und es ist auch schwer, diese autobiographischen Erfahrungen paradigmatisch auf den Punkt zu bringen. Das Stück verzichtet auf Extragäste, hat keinen Text, keine Dialogzeile und ist für Samir Akika darüber hinaus auch untypisch tanzlastig. Es mutet sehr filmisch an, hat poetische Qualitäten. Zugleich kehren wir noch radikaler als bisher schon von dem ab, was wir früher gemacht haben. „Penguins & Pandas“ ist Zeichen einer künstlerischen Neuausrichtung, die wir ohnehin betreiben. Zugleich hat es eine wahnsinnig differenzierte, vielfältige Tanzsprache.

Manche finden Akikas Stil vor allem athletisch-sportlich.

Das kann man zu diesem Abend wirklich nicht mehr sagen. Er hat viele Zwischentöne.

Er ist zugleich der Beginn des Festivals „Theater Bremen tanzt“. Wie kam es dazu?

Es ist der Versuch, die verschiedenen Farben und Sprachen des Tanzes, die es in dieser Spielzeit am Theater Bremen gibt, mal kompakt gebündelt zu zeigen. Wenn es gut läuft, könnte das auch kontinuierlicher stattfinden.  INTERVIEW: JAN ZIER

Premiere: 20 Uhr, Theater Bremen, Kleines Haus und live im Internet: http://liveweb.arte.tv/de