Die Einbezieherin

Über die Umwelt haben Schleswig-Holsteins Politiker viel verstanden seit der letzten Wahl: Trockene Verwaltung von Wiesen und Auen beispielsweise war gestern – heute regiert ein smarter Energiewendeminister von den Grünen: Nach seiner Amtsbezeichnung hat dieser Robert Habeck auch sein Haus ordentlich geliftet. Seine neueste Waffe für nachhaltigen Wahlsieg: Babette Sönnichsen, seit November Bürgerbeauftragte des Energiewendeministeriums.

Sönnichsen hat ein Ziel: Der Bürger soll sich anfreunden mit Habecks Plänen – auch mit den neuen, dicken Stromleitungen an 60 Meter hohen Masten, die er künftig zwischen Brunsbüttel und Niebüll vor die Haustüren stellen will. Sönnichsens Auftrag ist es, mal ganz in Ruhe mit dem Bürger zu sprechen. Im April wird sie dafür die Strecke der geplanten Stromtrasse an der Westküste abfahren. Die Menschen einbeziehen in den Planungsprozess, wie es so schön heißt.

Ihre Methode ist so simpel wie effektiv: Sönnichsen bringt eine Landkarte mit und farbige Punkte zum Aufkleben, unterscheidbar nach Themen: Wer sich um den Naturschutz sorgt, darf einen Punkt kleben, wer für den Denkmalschutz kämpft, auch. „Damit man am Ende das Gefühl hat: Ich habe nicht nur was gesagt“, erklärt Sönnichsen – „es wurde auch dokumentiert.“

Babette Sönnichsen ist 46 Jahre alt, aufgewachsen bei Niebüll. Sie hat mal Pädagogik studiert, und für ihre Reise hat sie sich Verstärkung geholt: Ein Mann von der Deutschen Umwelthilfe soll die Gesprächsrunden moderieren, einer, der auf dem Bauernhof aufwuchs. Der auch Platt schnackt. „Ein Phänotyp, der in diese Region passt“, sagt sie, „kein geschniegelter Großstädter.“

So ist Sönnichsen im April auch gerüstet für die harten Fälle. Etwa für die Bürgerinitiative Eiderstedt unter Höchstspannung, die für unterirdische Stromleitungen kämpft. „Sie nehmen das Angebot an, sich zu beteiligen“, sagt sie optimistisch. Der Bürger formuliert seine Sorgen. Die muss er dann nur noch aufkleben.  KLU