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AN DER KASSEErst ab fünf Euro

Soll ich mir etwas dazukaufen, was ich nicht brauche?

Edeka. Während meiner Erinnerung nach im Westen der Republik Geschäfte von Edeka einfach nur Edeka heißen, tragen sie in Berlin den Beinamen des jeweiligen Franchisingunternehmens. Also ist Edeka hier nicht gleich Edeka, sondern Edeka Schlosser oder Edeka Schinkmann. In einem gibt es „Gerolsteiner Moment“, im nächsten nicht, in einem funktioniert der Pfandflaschenautomat aufs Prächtigste, im anderen gibt es gar keinen Automaten und die Flaschen werden erst gar nicht angenommen.

Während der eine Kunde also die Erfahrung macht, in seinem Stammsupermarkt immer wieder nach Kupfergeld gefragt zu werden, so à la „Das macht 12,61, haben Sie vielleicht einen Cent?“, passiert dem anderen, dass er gar nicht genügend Geld dabeihat und also mit Karte zahlen muss. Dabei hasse ich die Kartenzahler für gewöhnlich selbst! Man sieht zwei junge Touristen vor sich und denkt: Ach Mist! Die werden garantiert mit Karte zahlen! Das wird dauern! Und so kommt es.

Aber jetzt lautet bei mir die Rechnung auf 4,23 Euro, die ich nicht habe, ich reiche also meine Bankkarte heraus – und muss folgende Antwort kassieren: „Mit Karte zahlen erst ab fünf Euro.“

„Wenn ich es klein hätte, bräuchte ich die Karte doch gar nicht!“, sage ich, hilft aber nichts. „Und jetzt?“, frage ich hilflos, die Kassiererin sagt nichts. Stornieren? Soll ich mir etwas dazukaufen, was ich nicht brauche? Sind das überhaupt Optionen? Muss ich erwähnen, dass sich dieser Edeka in Friedenau befindet?

Zum Glück gibt es zuvorkommende Mitbürgerinnen. Die charmante Dame in der Schlange hinter mir bietet an, dass ich ihre Waren übernehme, die sie mir dann mit Kleingeld ausbezahlt. Mit den Brötchen reicht es nicht, triumphiert die Kassiererin. Aber mit dem Wein geht es doch! Ich zahle mit Karte, die Kundin zahlt ihren Beitrag an mich, danke, tschüs.

Beim nächsten Mal vielleicht doch wieder Penny. RENÉ HAMANN

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