Joint Venture gegen Bildungsmisere

Berlin und Brandenburg haben ein länderübergreifendes „Institut für Schulqualität“ gegründet. Es soll das bestehende System der gemeinsamen Qualitätssicherung in der Bildung ausbauen. Am Anfang des Projekts stand der Pisa-Schock

Die Länder Berlin und Brandenburg haben bei den bisherigen Pisa-Studien hintere bis mittlere Plätze belegt. Für beide Länder bleibt daher noch viel Spielraum für Verbesserungen der Schul- und Bildungsqualität. Um unter anderem auch im nationalen Pisa-Ranking bald hochzuklettern, gehen das brandenburgische Kabinett und der Berliner Senat jetzt in die Offensive. Gestern stimmten die beiden Länderregierungen der Gründung eines gemeinsamen Instituts für Schulqualität (ISQ) zu und unterzeichneten eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung. Seit der Pisa-Studie von 2001 haben beide Länder bereits ein System qualitätssichernder Maßnahmen durch Tests, Leistungsvergleiche und zentrale Prüfungen aufgebaut.

Anfang 2005 hatten die Bildungsressorts von Berlin und Brandenburg die Einrichtung des ISQ beschlossen. Das Verwaltungsabkommen sieht vor, dass beide Bundesländer einen eingetragenen und gemeinnützigen Verein mit dem Namen „Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg“ ins Leben rufen. Diesem Verein treten sie als juristische Personen bei. Weitere Mitglieder des Vereins werden die jeweiligen Vorsitzenden der Landesschulbeiräte, die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg, die Freie Universität (FU) Berlin sowie die Universität Potsdam sein.

Das Institut solle seine „wissenschaftlich fundierte Arbeit“ zum 1. Januar 2006 aufnehmen, erklärten gestern Berlins Bildungssenator Klaus Böger und Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (beide SPD). Angesiedelt wird es an der Freien Universität. Der Senator und der Minister hoben hervor, dass damit die Unabhängigkeit der Einrichtung gewährleistet werden solle.

„Die Bildungsregion Berlin und Brandenburg ist weiter auf einem gemeinsamen Qualitätspfad“, so Böger und Rupprecht. Sie unterstrichen, das ISQ sei ein „wichtiger Baustein“ zur Entwicklung gemeinsamer Bildungsstandards in der Hauptstadtregion. Denn es solle die systematische Qualitätsentwicklung und -sicherung in den Bildungseinrichtungen beider Länder forcieren. Durch die Beratung von Schulen, Schulverwaltungen und der Bildungspolitik solle die Einrichtung einen Beitrag zur Schul- und Unterrichtsentwicklung leisten.

Durch die Erfassung und Aufbereitung von Daten und Befunden zum Berliner und Brandenburger Schulwesen solle das Institut auf wichtige Entwicklungen aufmerksam machen, sagten Bildungssenator Böger und Bildungsminister Rupprecht. Dazu benötige das ISQ Know-how über modernes Bildungsmanagement. Als zentrale Aufgabenbereiche führten die beiden Ressortchefs unter anderem die Entwicklung, Organisation und Auswertung von diagnostischen Tests und Vergleichsarbeiten, die Organisation und Durchführung von internationalen, nationalen und regionalen Schulleistungsuntersuchungen an.

Ein gemeinsames Institut vermeide zudem Doppelarbeit, sichere eine bessere Auslastung und spare Ressourcen. In diesem Zusammenhang versicherte Rupprecht jedoch, dass das Referat für „Schulische Qualitätsentwicklung, Schulforschung, Pädagogische Schulentwicklung“ im brandenburgischen Bildungsministerium bestehen bleibe. Schließlich decke das ISQ „nicht alles ab, was mit Qualität zu tun hat“. Das Institut wird durch beide Länder übergangsweise voll finanziert. Die Berliner Senatsbildungsverwaltung soll bis zu 650.000 Euro und das brandenburgische Bildungsministerium bis zu 433.300 Euro pro Jahr beitragen. Für die Institutsleitung ist der Chef des Referats für Qualitätsentwicklung im Potsdamer Bildungsministerium, Hans-Jürgen Kuhn, vorgesehen. Er soll zunächst als kommissarischer Geschäftsführer des Instituts fungieren.

DDP, GÜNTER BRÜGGEMANN