soundtrack

Eine Livewoche voller Hamburger Eingemachtem versetzt mit einem Spritzer Exotik: Als Kiezwohnzimmer für gehobene Semester ist die Hasenschaukel in der Silbersackstraße die richtige Bühne für eine kurze Reise zurück in die Hamburger Musikgeschichte. Ziel ist eine Fußnote, die nachträglich zu gewisser Berühmtheit gelangt ist. Denn bevor Heiko Badje als La Grande Illusion zum erfolgreichen Dandypopper wurde, mischte er als Penaten engagiert in der internationalen LoFi-Szene mit. Dass der Erfolg eher bescheiden blieb, lag weniger an schlechten Songs, als daran, dass das große Rauschen Mitte der Neunziger aus den USA oder Neuseeland zu kommen hatte. Jetzt rauscht es nur noch in den Ohren derer, die bei Bailter Space zu nah an der Box gestanden haben – und Penaten wagen ein spätes Comeback. Vermutlich die Angst vor der eigenen mangelnden Altervorsorge ist es, die aus den vorwurfsvollen Seitenhieben mancher Tresennachbarn spricht, Die Goldenen Zitronen tummelten sich heute mehr auf Theaterbühnen, als Musik zu machen. Das sind dann sicher Leute, die am vergangenen Donnerstag fehlten, als Ted Gaier sich durch ein Dreistundenset seiner Beatcombo Three Normal Beatles trommelte. Diese Woche ist er erneut im Einsatz, wenn die Zitronen gemeinsam mit den spaßbereiten NDW-Pop-Funk-Rabauken Die Türen und Hamburgs feinsten Chamberpopisten JaKönigJa gegen die größte deutsche Nachkriegs-Wohlfühlkampagne trommeln. Auf dem von Buback-Eigner Daniel Richter gestalteten Plakat heißt es „Ich bin ich und du bist Deutschland“. Vielleicht hätte man auch einfach nur das neulich wie ein Wirbelwind durchs Netz huschende Bild von einer Naziveranstaltung 1935 – „Denn Du bist Deutschland“ – nachdrucken müssen, um zu zeigen, dass es so einfach dann doch nicht geht. Wer es indes einfach will, der geht zu Electric Eel Shock. Da wird nach dem alten Guitar Wolf-Prinzip dekontextualisiert: Heavy Metal, Punk, Blues und noch ein paar Genres, die garantiert fest im Westen verwurzelt sind, nach Japan verschifft und dort von drei Leder-/Jeansjacken-Freaks überdreht. Garantiert lustig, garantiert frei von Überraschungen. Solche hält dafür der Auftritt von Hamburgs Country-Folk-Bossa-Quintett Mountaineer bereit. Nicht nur, weil die Band an diesem Abend ihr neues Album vorstellt, das noch tiefer in südamerikanischen Rhythmen wurzeln soll, sondern auch, weil von namhaften und zahlreichen Gästen gemunkelt wird. Gregor Kessler
Im kanadischen Victoria sitzen, wenn überhaupt, Hank Pine und Lily Fawn am Tresen und ersinnen merkwürdige, cabaret-eske Lieder mit Titeln wie „Alligator Boy“ oder auch „Necrophilia“. Weil das gewissermaßen als Spin-off zu ihren düsteren Bildergeschichten geschieht, kündigen Hank & Lily für ihren Auftritt denn auch „Comic soundtracks“ an. aldi

Penaten: Do, 15. 12., 21 Uhr, Hasenschaukel Die Goldenen Zitronen/Die Türen/JaKönigJa: Sa, 17. 12., 21 Uhr, Mandarin Kasino Electric Eeel Shock: Mo, 19. 12., 21 Uhr, MolotowMountaineer: Di, 20. 12., 21 Uhr, WeltbühneHank & Lily: Mo, 19. 12., Astra-Stube