galerienspiegel
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Aylin Langreuter – „They live“: Es ist der Schimmelpilz. Der nicht zufällig Ton in Ton mit der von ihm besiedelten Stereo-Anlage daherkommt, sondern dies als überlegene Methode der Tarnung zum Schutz vor natürlichen Feinden – Staubsaugern, Putzfeudeln und anderem – nutzt. Andererseits: Es kann auch die nie so intensiv betrachtete Ecke des Stuhles, eine von aller Welt vergessene Treppenstufe sein, die die Aufmerksamkeit der 1976 geborenen Künstlerin Aylin Langreuter erregt, die sich jetzt mit einer Installation im Projektraum Rothenburgsort präsentiert. Installationen, die aufs Idealste mit dem vorgefundenen Raum korrespondieren, neue Ästhetika schaffen und Wertungen wie „Ungeziefer“, „belanglos“ oder „unkrautig“ ein weiteres Mal als überholt entlarven.

Eröffnung: Do, 15. 12., 19 Uhr, Projektraum Rothenburgsort, Rothenburgsorter Marktplatz; Do 19–23, Sa 14–18, Di 14–18 Uhr; bis 22. 12.

Gute Aussichten – Junge deutsche Fotografie: Zum zweiten Mal präsentiert das Haus der Photographie in den südlichen Deichtorhallen die Resultate eines Wettbewerbs, der dem selbst gewählten Profil exakt entspricht: 13 Diplomarbeiten junger deutscher FotografInnen, die sich sämtlicher verfügbarer Techniken bedienen und vom C-Print bis zu DVD und Diasec auf Plexiglas reichen, werden dort zu sehen sein; das thematische Spektrum reicht von klassisch Selbstreflexivem über die Beziehung von Bild und Text bis zum großen, Authentizität dauerhaft in Zweifel ziehenden Spiel mit digitaler Manipulation, die den berühmten Glauben an das eigene Auge als Archaikum erscheinen lässt.

Eröffnung: Do, 15. 12., 19 Uhr, Deichtorhallen, Spex-Gute-Aussichten-Party: ab 23 Uhr, Kaiserwetter, Lange Reihe 93; Di–So 11–18 Uhr bis 26. 1. 2006

Paul Pretzer – Malerei: Werbung ist Kunst ist Werbung, behaupten Künstler und Organisatoren der Ausstellung, die diverse Outputs des nun ablaufenden Jahres präsentiert und dabei bewusst vermeidet, die Grenzen allzu eng zu ziehen: Auch wenn sich so der Verdacht einschleichen mag, man nähere sich FA TetraPak & Co allzu sehr, will Pretzer doch nicht verzichten auf die Bewegung in jenem nebulösen Raum, in dem selbst undifferenziert erscheinende Werbung – oder gerade sie? – als Stimulanz künstlerischer Produktion fungiert.

Fr 20–22, Sa 16–22, So 16–22 Uhr; Linda, Hein-Hoyer-Str. 13; bis 30. 12.

Die Schlumper – Kunst in Hamburg: Aus allen Ären des wechselvollen, kampfreichen Weges der Schlumper stammen die Exponate, die derzeit – Anlass ist das 25-jährige Bestehen der inzwischen professionell arbeitenden Gruppe, die als Freizeitangebot der Alsterdorfer Anstalten begann – in der Kunsthalle zu sehen sind. Abstrakta, professionell Asymmetrisches, Phantasie-Schriften, die entfernt dem Sütterlin ähneln, und ein eigens „Gott“ und dem mittelalterlichen Altar des Meister Bertram gewidmeter Raum laden zu Kontemplationen der verschiedensten Art ein. Und wer mag, kann gern einen Blick in das gleich nebenan aufgebaute „Narrenschiff“ werfen. Und dass auch der Heilige Geist – gemäß dem christlichen Formenvokabular als Taube dargestellt – den einen oder anderen Krückstock braucht, sei da leichten Herzens verziehen; vielleicht ist der Höchste da insgeheim gar dankbar für ...

Di–So 10–18; Do bis 21 Uhr; Kunsthalle; bis 29. 1. 2006 PS