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Start-Up bietet WäschereiserviceImmer eine weiße Weste

Zip Jet heißt das neue Start-Up von Rocket Internet. Der Internetkonzern investiert seit Jahren Milliardenbeträge in neue Geschäftsideen.

Endlich keine Mühe mehr mit Spurenbeseitigung. Das übernimmt jetzt ein Start-Up für die ganz besonders Beschäftigten. Bild: archiv

BERLIN taz | Da freut sich der neoliberale Charakter, dass er nicht mehr von seinem eigenen Schmutz belästigt wird. Das neue Start-Up Zip Jet bietet die Abholung schmutziger Wäsche an einem beliebigen Ort und nach spätestens 24 Stunden wird alles auch schon wieder sauber und gebügelt angeliefert. Der Service lässt sich natürlich nur online buchen, um die Sache zu beschleunigen und sozialen Kontakt zu vermeiden.

An Start ging das Unternehmen Ende letzten Jahres zunächst in London. Jetzt ist Berlin dran. Der Werbeslogan "Dein Gewissen waschen wir nicht. Dein Hemd schon" scheint zwar vor allem auf die vielen Affären und Puffbesuche der ach so beschäftigten Manager anzuspielen - ist ja lustig -, doch könnte er darüber hinaus kaum besser zum Investor passen: Rocket Internet.

Hier legt man den Anspruch ein gutes Gewissen zu haben, lieber direkt ab und zeigt sich stattdessen moralisch flexibel. Das Internetunternehmen, gegründet von den drei deutschen Samwer-Brüdern, stampft seit 2007 ein Start-Up nach dem anderen aus dem Boden oder ist zumindest Anteilseigner. Jamba, Groupon, Home24 oder Zalando gehören dazu.

Letztes Jahr ist das Unternehmen mit Sitz in Berlin und besten Kontakten ins Silicon Valley zur Aktiengesellschaft mutiert. Weltweit bekannt sind nicht nur die Firmen geworden, sondern auch der Fakt, dass die Ideen dazu in aller Regel geklaut sind von bereits gut laufenden Firmen in den USA.

Hinzu kommen grausige Arbeitsbedingungen der Angestellten, die sich über zu viel Stress und autoritäres Gehabe ihrer Chefs beklagen. Und zu guter Letzt beschweren sich häufig auch unzufriedene Geschäftspartner, die Verluste verzeichnen, während Rocket die Gewinne einstreicht - weiße Hemden tragen sie wohl alle.

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1 Kommentar

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  • Das Samwer-Bashing ist sicherlich berechtigt - geklaute Ideen, schlechte Arbeitsbedingungen - und auch die Kritik an der sexistischen Werbung kann ich verstehen. Und ich teile sie.

     

    Trotzdem hätte ich mir doch *etwas* mehr inhaltliche Tiefe gewünscht. Ganze vier Sätze beleuchten das neue Start-Up und der Rest sind Standard Samwer, Hintergrund und Bashing-Allgemeinplätze.

     

    Was hätte man alles schreiben können... Darüber z.B. welche Start-Ups derzeit neu gegründet werden, wie sie funktionieren, Trends, Gemeinsamkeiten... oder über die alteingesessenen Wäschereien, die alles andere als modern sind, lange brauchen und oft anscheinend das Thema Marketing und Werbung meiden wie die Pest... über Niedrig- und Mindestlohn in der Wäschereibranche...