„Abstruse Zusammenhänge“

AUSSTELLUNG Fred Dott zeigt seine Fotografien zum EU-Agrar-Thema „Mensch Macht Milch“

■ 54, ist seit 1987 als freiberuflicher Fotograf in Hamburg für Magazine, Institutionen, Umwelt- und Hilfsorganisationen tätig

taz: Herr Dott, was hat Nordrhein-Westfalen mit Burkina Faso zu tun? Fred Dott: Der Milchpreis in der EU beeinflusst den Milchpreis, den Bauern in Burkina Faso erzielen können. Wenn man dies erst einmal richtig verstanden hat, erkennt man völlig abstruser Zusammenhänge: Wenn hier bei uns der Milchpreis nach unten geht, wenn die hiesigen Discounter den Milchpreis drücken, dann ist die europäische Milch als Milchpulver weltmarktfähig und wird noch zusätzlich subventioniert.

Auf diese Weise entsteht also Preisdumping? Genau. Die Überschüsse eines Milchbetriebes in Nordrhein-Westfalen können die Existenz einer Kleinbauernfamilie in Burkina Faso gefährden, da deren produzierte Milch auf dem heimischen Markt nicht konkurrieren kann. Welchen fotografischen Ansatz haben Sie für Ihre Bilderserie gewählt?

Einen Sozial-dokumentarischen: Ich habe versucht, die Menschen dem Betrachter in Bildpaaren nahe zu bringen. Jeweils ein Porträt trifft auf ein Arbeitsfoto. Letzteres soll auch einen Eindruck der Atmosphäre und der Umgebung vermitteln.

Wie haben Sie die Bauernhöfe ausgewählt?

Es erschien uns wichtig, möglichst unterschiedliche Höfe zu zeigen: Einen großindustriellen Betrieb in Sachsen-Anhalt in Form einer ehemaligen LPG mit 400 Kühen, mehrere mittelgroße Höfe in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland oder den Kleinbauern in Burkina Faso mit gerade mal sechs Kühen. Was sie miteinander verbindet ist, dass sie zum Zeitpunkt der Aufnahmen 2009 aufgrund der schwierigen Marktsituation von der Milchwirtschaft allein nicht leben konnten.INTERVIEW: BRUNO STEINMANN

Bis 18. April. Eröffnung: 18 Uhr, Zentralbibliothek Am Wall. Das umfangreiche Begleitprogramm des breiten Unterstützerkreises steht im Netz unter www.stadtbibliothek-bremen.de