Umweltminister als Maiszüngler

Opposition und Umweltverbände fordern gentechnikfreie Zone. Manipulierte Pflanzen gefährdeten Landwirte und Verbraucher. Der Landesumweltminister bleibt „vorsichtig“ und „aufgeschlossen“

VON ANDREAS WYPUTTA

Umweltverbände und Landtagsopposition fordern von NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU) einen besseren Schutz vor den Gefahren der Gentechnik. Uhlenberg müsse sich zusammen mit CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers im Bundesrat gegen die von der großen Koalition im Bund geplanten Aufweichung des Gentechnikgesetzes stark machen, so Vertreter von SPD, Grünen und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Hintergrund der Initiative ist die Zulassung weiterer gentechnisch veränderter Pflanzensorten durch das Bundessortenamt. Die Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) direkt unterstellte Behörde hatte am Donnerstag erstmals den allgemeinen Anbau und Vertrieb von gentechnisch verändertem Mais erlaubt. Die von den Gentechnik-Konzernen Monsanto und Pioneer hergestellten Maissorten der Linie MON 810 sind durch den Einbau von Erbmaterial des Bodenbakteriums bacillus thuringiensis resistent gegen das Fraßinsekt Maiszüngler.

„Verbraucherschutzminister Uhlenberg muss jetzt die Risiken der Gentechnik möglichst klein halten“, fordert Ralf Bilke, Agrarexperte des BUND. Die grüne Gentechnik berge unkontrollierbare ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Gefahren: Einmal ausgebrachtes gentechnisch verändertes Saatgut könne nicht zurückgeholt werden, mit dem Einschleusen neuartiger Fremdproteine wachse das Risiko von Lebensmittelallergien. Außerdem belaste der Genmais wirtschaftlich auch Landwirte, die gentechnikfrei produzieren wollen – völlig unklar sei, wer etwa die Reinigung von Mühlen und Landmaschinen zahle, die zur Verarbeitung von Genmais eingesetzt wurden.

Uhlenberg müsse „nordrhein-westfälische Interessen vertreten“, sagt auch Johannes Remmel, parlamentarischer Geschäftsführer der grünen Landtagsfraktion. „In NRW ist der Schädling Maiszüngler kein Problem, der Einsatz von Genmais also überhaupt nicht notwendig.“ Alle Umfragen zeigten, dass eine große Mehrheit der Verbraucher gentechnisch veränderte Produkte ablehne, sagt auch Annette Watermann-Krass, Agrarexpertin der SPD. „Schwerpunkt der Politik Uhlenbergs muss der Verbraucherschutz sein.“

Der aber versteht sich nach eigener Aussage zunächst als Bauernminister, steht der Gentechnik „vorsichtig aufgeschlossen“ gegenüber, so sein Sprecher Markus Fliege zur taz. Die derzeit geltenden, noch von der grünen Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast durchgesetzten Haftungsregelungen, nach denen alle Gen-Bauern in der Nachbarschaft für Verunreinigungen etwa durch Pollenflug haften, müssten „verändert werden“, sagt Fliege. Für den Grünen Remmel ist dies ein „Kniefall vor den großen Gentechnik-Monopolisten: Das ist eine absolute Gefälligkeit in Richtung Monsanto und Co.“