Infanta Cristina muss jetzt vor den Kadi

SPANIEN Die Königstochter wird jetzt offiziell verdächtigt, in einen der großen Korruptionsfälle des Landes verwickelt zu sein. Das könnte das Ende der Monarchie auf der Iberischen Halbinsel beschleunigen

AUS MADRID REINER WANDLER

Die Tochter des spanischen Königs Juan Carlos, Infanta Cristina von Burbón und Griechenland, muss vor den Kadi. Ermittlungsrichter José Castro verdächtigt die Infanta Cristina, an den dunklen Geschäften ihres Ehemannes Iñaki Urdangarin beteiligt gewesen zu sein. Dieser hat mit seinem Geschäftspartner Diego Torres jahrelang ein Marketingunternehmen geführt. Unter dem Deckmantel einer NGO mit dem Namen Instituto Nóos berieten sie Gemeinde- und Regionalverwaltungen, kassierten für nie erbrachte Dienstleistungen Steuergelder und organisierten zu völlig überhöhten Preisen Tourismuskongresse und Symposien zum Thema Sport. Insgesamt sollen sie damit mindestens sechs Millionen Euro verdient haben.

Infanta Cristina gehörte dem Vorstand des Unternehmens an. Bisher hatte das Königshaus versucht, die Prinzessin herauszuhalten. Sie wäre nur pro forma in den Papieren aufgetaucht. Mit dem eigentlichen Geschäft hätte sie nichts zu tun gehabt.

Die Infanta stolperte jetzt über Richter Castro auf Mallorca, wo Nóos den größten Coup landete. Von der konservativen Inselregierung kassierte die NGO, die laut Ermittlungsstand eine „außergewöhnliches Gewinnstreben“ an den Tag legte, 2,3 Millionen Euro. Castro bezog bisher nur die Ehefrau von Urdangarins Partner Torres mit ein. Sie hatte den gleichen Stand im Unternehmen wie die Infanta. Torres kündigte daraufhin die gemeinsame Verteidigungsstrategie mit Urdangarin auf und lieferte nach und nach E-Mails aus dem innerbetrieblichen Schriftverkehr. Darin taucht auch deren Privatsekretär Carlos García Revenga, ein enger Freund und Vertrauter von König Juan Carlos, auf. Die Akzeptanz der spanischen Monarchie, die eine Reihe von Skandalen vorweisen kann, dürfte damit erheblich geschmälert sein.