„Es ist ein Machtverhältnis“

Über den alltäglichen Rassismus in Deutschland

■ 40, ist Autorin und Dramaturgin und setzt sich für die Gleichberechtigung von schwarzen Menschen ein. Foto: K. Trautschold

taz: Frau Otoo, wo kommt Rassismus in Kunst und Medien vor?

Sharon Otoo: Das kommt ein bisschen auf die Rassismusdefinition an. Wenn man im Allgemeinen über Rassismus in Deutschland redet, hat man oft ein Bild von Rechtsextremen im Kopf. Es ist einfach ein Machtverhältnis. Mir geht es darum, diesen Begriff zu entschärfen. Es wird davon ausgegangen, dass weiße Menschen die Norm sind und alles andere ist abweichend und weniger gut.

Was kann man dagegen tun?

Ich bin aktiv in Initiativen wie „Schwarze Menschen in Deutschland“. Ich habe selbst eine Novelle geschrieben, und mache Theaterprojekte mit Jugendlichen, um andere Bilder vom deutschen Alltag öffentlich zu machen.

Wie lebt es sich als schwarzer Mensch in einer deutschen Großstadt?

Ich komme aus London und da herrscht ein ganz anderes Selbstverständnis. Aber es ändert sich, es werden zunehmend schwarze Menschen in der Berichterstattung beachtet und nicht mehr nur negativ. Im Alltag ist es so, dass ich in der Großstadt nicht so oft komisch angeguckt werde. Aber ich werde noch gefragt wieso ich so gut Deutsch kann. Wenn ich eine weiße Person wäre, würde so etwas nicht passieren.

Wie sieht alltäglicher Rassismus aus?

Wenn Menschen jemandem zum Beispiel einfach in die Haare fassen. Normalerweise macht man so etwas nicht, aber wenn es um einen schwarzen Menschen oder ein niedliches Baby geht, ist das selbstverständlich.  INTERVIEW: FCK

Podiumsdiskussion: „Black Perspectives – Kultur und Widerstand“ mit Sharon Otoo, Sandrine Mecosse-Aikins, Mekonnen Mesghena, Nadine Golly und Lara Sophie Milagro: 20 Uhr, Westwerk, Admiralitätstraße 74