Irgendwo in der Karibik

FIRMENVERSTECKE Ein französischer Verleger, eine spanische Baroness, eine russische Oligarchengattin und ein kanadischer Anwalt machen es wie Gunter Sachs: Wer Geld hat, will nicht auch noch Steuern zahlen

■ Berlin: Das Bundesfinanzministerium hat die beteiligten Medien aufgerufen, ihre Informationen an die Steuerfahndung weiterzugeben. Man gehe davon aus, dass „die relevanten Unterlagen an die zuständigen Steuerbehörden der Länder übermittelt werden, damit diese zügig ihre Ermittlungen aufnehmen können“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß forderte, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) müsse den Kampf gegen Steueroasen im Kreise seiner EU-Ministerkollegen „ganz oben auf die Tagesordnung setzen“. Sahra Wagenknecht (Linke) forderte, Dividenden, Zinsen und Lizenzabgaben, die von Deutschland in nicht kooperative Staaten flössen, müssten mit 50 Prozent besteuert werden.

■ Brüssel: Die Europäische Kommission hat die EU-Länder aufgefordert, das gemeinsame Vorgehen gegen Steuerhinterziehung zu verbessern. Es dürfe „keinen Spielraum für Einzelpersonen, Unternehmen oder Drittstaaten geben, die internationales Recht umgehen, um Steuerbetrug zu ermöglichen“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.

■ Athen: Die griechische Regierung hat Ermittlungen zu 103 Offshore-Unternehmen angekündigt, die die Zeitung Ta Nea aus den Dokumenten aufgelistet hatte.

BERLIN taz | Brigitte Bardot im Arm, Champagner im Glas, irgendwo in der Karibik, in Saint Tropez, auf Sylt, entspannt auf seiner Segelyacht, sexy beim Autorennen: Jahrzehntelang pflegte Gunter Sachs sein Image als berühmtester Playboy Deutschlands, den nichts anderes interessierte, als sein Erbe aufs Angenehmste zu verprassen. Allerdings steckte hinter dieser Fassade des Lebemannes, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ein harter Arbeiter, der schon frühmorgens seine Millionen verschob. Sachs beging im Jahr 2011 Selbstmord. Er ist nur einer der vielen mehr oder weniger diskreten Superreichen, die in den am Donnerstag publizierten Steuerflüchtlingsdateien auftauchen. Die Liste umfasst aktive Politiker ebenso wie Dikatorenkinder und Firmenerben aus aller Welt. Ein paar Beispiele:

Jean-Jacques Augier, Vertrauter des französischen Präsidenten François Hollande, 2012 zuständig für dessen Wahlkampffinanzen. Der Verleger ist ein alter Studienfreund des sozialistischen Politikers, wie der britische Guardian berichtet. Sein Verlag investierte 2005 in der Volksrepublik China. Die Firma International Bookstores Limited, an der chinesische und Hongkonger Firmen beteiligt sind, ist in der Steueroase Cayman Islands registriert.

Olga Shuvalova, Schauspielerin und Ehefrau des russischen Geschäftsmannes Igor Schuwalow, der Russlands Präsident Wladimir Putin nahe stehen soll. Unter ihrem Namen sind mehrere Offshore-Firmen eingetragen, unter anderem die Plato Management und Severin Enterprises, die auf den Bahamas registriert sind.

Carmen Thyssen-Bornemisza, spanische Witwe des Firmenerben Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, früher Model und Schönheitskönigin, dann Kunstsammlerin. Ihren Van Gogh und andere Kunstschätze zahlte sie mit Geldern von Steuerparadies-Firmen wie der Sargasso Trustees und Nautilus.

Tony Merchant, kanadischer Anwalt, einst für die Liberalen im Parlament von Saskatchewan, heute Ehemann einer liberalen Senatorin. Merchant hat dem kanadischen Sender CBC zufolge fast zwei Millionen Dollar vor der Steuer in der Karibik versteckt, durch Firmen wie der Merchant (2000) US Inc Trust und Lines Overseas Management.

Ilham Aliyev, Präsident von Aserbaidschan. Der Politiker des mit reichen Ölvorkommen gesegneten Landes sorgt nicht nur für sich und seine Frau. Im Jahr 2008 gründete er auch für seine Töchter Arzu und Leyla Firmen mit Namen wie Arbor Investments und Rosamund International in Steueroasen wie den Britischen Jungferninseln und Panama.

Bayartsogt Sangajav, heute Vizesprecher des Parlaments in Ulan Bator, war bis August vergangenen Jahres Finanzminister der Mongolei. Über seine Firma Legend Plus Capital versteckte er nach eigenen Angaben zeitweise bis zu eine Million US-Dollar in Schweizer Banken.

Maria Imelda Marcos Manotoc, philippinische Provinzgouverneurin. Ihre Eltern, der verstorbene Diktator Ferdinand Marcos und seine Frau Imelda, hatten in den 1970er und 1980er Jahren ein Milliardenvermögen zusammengerafft, von dem bislang nur ein Teil wieder aufgetaucht ist. Die Tochter hält Geld im Singapurer Sintra Trust. LI