Die Allererste, die sich traut

Ich möchte in die Nationalversammlung, um eine Stimme für die Frauen zu sein, vor allem für jene aus den Stammesgebieten.“ So begründet Badam Zari gegenüber der Presse ihre Kandidatur für die pakistanischen Parlamentswahlen am 11. Mai 2013. Die 53-jährige Hausfrau lebt selbst im extrem konservativen Stammesgürtel an der Grenze zu Afghanistan. Sie ist jetzt die allererste Frau, die dort überhaupt eine Kandidatur für das Parlament wagt. Ihr Wahlkreis hat zwei Sitze, um die sich außer ihr 69 männliche Kandidaten bewerben.

Zaris Kandidatur gilt als mutig, zumal sich viele Menschen in Pakistan noch daran erinnern, dass das 15-jährige Mädchen Malala Yousafzai nur mit Glück im letzten Jahr schwer verletzt einen Anschlag der Taliban überlebte. Sie hatte sich für Bildung für Mädchen eingesetzt. Die kinderlose Zari, die laut der Agentur AFP Analphabetin ist, lebt im Distrikt Bajaur, einer Hochburg der Taliban und anderer militanter Islamisten. Sie wird jetzt von ihrem Mann unterstützt, einem Schuldirektor, der sie zur Registrierung begleitete.

In Pakistans Stammesgebieten werden Frauen in der Regel von ihren männlichen Familienmitgliedern davon abgehalten, überhaupt aus dem Haus zu gehen. Und bei Wahlen sagen meist die Männer, wo die Frau das Kreuz machen soll. Zari sagt, sie würde gern zum Imagewandel der Stammesgebiete beitragen, deren Wahrnehmung durch militante Islamisten geprägt wird. Drohungen haben sie bisher nicht erhalten. Auch habe sie niemand von der Kandidatur abhalten wollen.

„Ich habe mich vorher mit vielen Frauen konsultiert und habe auch die Unterstützung einiger Männer, darunter Stammesälteste“, sagte Zari zu Journalisten. In Pakistans Parlament gibt es für die Parteien eine Frauenquote von 17 Prozent. Darüber hinaus können Frauen wie jetzt Zari unabhängig kandidieren. Sie hat kaum finanzielle Mittel und wird trotz des ihr zustehenden Personenschutzes keine öffentlichen Veranstaltungen machen. Sie will vielmehr von Haus zu Haus gehen. Sie hat Außenseiterchancen, wenn sie viele Frauenstimmen bekommt und sich zugleich die männlichen Stimmen auf viele Kandidaten verteilen. SVEN HANSEN