Bloß nicht schematisch

Für mehr Einfluss auf Arbeitsmarktpolitik: Beschäftigungs- und Bildungsträger haben sich zusammengetan

„Man kann einen Menschen nichtbetrachten wie einkaputtes Fahrrad“

Bremen taz ■ Es ist so bitter wie verlässlich: Die Zahl der Arbeitslosen wird hoch bleiben – „eine stabile Grundlage, auf der wir arbeiten“, so sagt es Uwe Lange. Er ist Geschäftsführer des Beschäftigungsträgers Bras und nun Vorsitzender eines neuen Verbandes: Beschäftigungs- und Bildungsträger haben sich zusammengetan, um ihre Arbeit besser aufeinander abstimmen zu können – und mehr Einfluss auf die Gestaltung von Arbeitsmarktpolitik in der Stadt zu bekommen. 26 Träger, die zuvor in drei getrennten Verbänden organisiert waren, haben sich damit zum „Verbund arbeitsmarktpolitischer Dienstleister in Bremen“, kurz: VaDiB, zusammengetan. Lange: „Es geht nicht darum, dass wir besser wissen, wo’s lang geht, sondern dass wir wissen, wie Beschäftigung und Qualifizierung zusammenpasst.“

73 Millionen Euro hatte die Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales (Bagis) in diesem Jahr für Beschäftigungsmaßnahmen wie vor allem Ein-Euro-Jobs und für Qualifizierung zur Verfügung, ausgegeben wurden 40 Millionen (taz berichtete); der Rest geht zurück zur Arbeitsagentur nach Nürnberg. Aber im kommenden Jahr soll die gleiche Summe für die so genannte „Eingliederung“ Langzeitarbeitsloser zur Verfügung stehen. Dann will der Verbund dabei sein, wenn es um die Verteilung der Millionen geht – weg von der „Tendenz zu schematischen Programmen“, die Uwe Lange bei den Behörden ausmacht, hin zu Maßnahmen, die die Betroffenen für sich als passend empfinden. „Wie kann man es gut hinbekommen, dass jeder Teilnehmer die passende Qualifizierung bekommt?“, fragt Lange.

„Passend“ meine nicht nur „Qualifizierung in einem berufsbezogenen Sinn“, erklärt Barbara Loer, Leiterin des Bildungsträgers Volkshochschule, „sondern es geht auch darum, Langzeitarbeitslose in ihrer Persönlichkeit zu stabilisieren“. Das aber sei keine Sache schematischer Qualifizierung, so Loer: „Man kann einen Menschen nicht betrachten wie ein kaputtes Fahrrad, bei dem man die Bremse reparieren muss, dann geht es wieder.“

Erste Gespräche mit dem Arbeitsamt und der Bagis seien geführt, so Petra Reinhardt, die VaDiB-Beauftragte für diesen Prozess, die Atmosphäre sei gut, man sehe sich als Partner.

Befragt nach den Eigeninteressen der Träger, deren Existenz durch die „stabile Grundlage“ vieler Langzeitarbeitsloser und durch die Auslastung ihrer Angebote gesichert wird, antwortet VHS-Chefin Loer: „Die Eigeninteressen sind wie immer sehr vielfältig.“ Aber, betont sie, „natürlich haben die Träger das Interesse, bei den Vorschlägen, die sie entwickeln, Erfolg zu haben“. Das, so Loer, sei zwar auch eine Frage der Auslastung, „aber mehr der Qualität“. sgi