nicht verpassen!
: Leider das Meer

„Der irrationale Rest“, 0.15 Uhr, ZDF

Die DDR ist Geschichte, aber in den Gefühlen derer, die unter ihr zu leiden hatten, lebt sie noch immer. Thorsten Trimpops Dokumentation will diese Gefühle sichtbar machen. Sie erzählt von einer Freundschaft zwischen drei Menschen, die an einer gescheiterten Flucht aus der DDR zerbrach. Trimpop ist gierig nach Bildern, die das Sichtbarmachen dieses Konflikts erleichtern sollen. In der ersten Einstellung sieht man einen Wald, ruhig und lichtdurchflutet. Man sieht Susanne und Matthias, die 1987 hier fliehen wollten. Suse, die mit Susanne befreundet und mit Matthias zusammen war, blieb damals in Pankow. Die Flucht der Freunde misslang, sie wurden verhaftet. Die Stasi verhörte alle drei, erzwang den Verrat.

16 Jahre danach führt der Film die drei an Erinnerungsorte: Susanne besucht ihre Zelle im Stasi-Knast Hohenschönhausen, Suse den Hörsaal, in dem die Stasi sie abholte, Matthias liest unter Tränen den Brief, den sein Vater – ein Parteimitglied – ihm damals schrieb, aber nie abschickte. Erzählt wird das alles von den Protagonisten selbst. Auf einen Off-Kommentar verzichtet Trimpop. Die langen, ruhigen Einstellungen sollen für sich sprechen. Vielleicht geht das alles nicht ohne Pathos. Vielleicht muss man die Platten in Pankow zeigen und den blauen Himmel darüber. Am Ende des Films aber, als die drei zum ersten Mal zusammentreffen, als sie dann alle schweigen und Matthias fragt: „Was sagt man in so einem Moment?“, da rauscht im Hintergrund leider, leider das Meer. Das passt zur bis dahin aufgebauten Erwartung der Zuschauer und ist allein deswegen schade. Dieser starke Film hätte das Meer nicht gebraucht. MICHAEL AUST