Kostspieliges Konzerthaus

ELBPHILHARMONIE Um mehr als 22 Millionen Euro könnten die Kosten für das extravagante Bauprojekt in der Hafencity steigen. Für Kritiker eine Provokation

Zu den 323 Millionen Euro, die von der Stadt Hamburg bereits in das Bauprojekt in der Hafencity gesteckt wurden, kommen noch einige andere Posten.

■ Um 6,8 Millionen teurer als gedacht ist beispielsweise die einzigartige Umhüllung des Konzertsaals mit einer weißen Haut.

■ Etwa 22 Millionen Euro mehr fordert außerdem der Baukonzern Hochtief. Der Senat prüft derzeit die Mehrkosten des Unternehmens.

■ Hinzu kommen 1,5 Millionen Euro, die das Architekturbüro verlangt.

Noch im September des vergangenen Jahres war Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) zuversichtlich: Es gebe keine Anzeichen dafür, dass das Budget für die Elbphilharmonie überschritten werde, sagte sie damals. Zeit- und Kostenrahmen für das Konzerthaus würden planmäßig eingehalten.

Nun jedoch hat eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Peter Tschentscher (SPD) an den Senat ergeben, dass der Bau der Elbphilharmonie um mehr als 22 Millionen Euro teurer werden könnte als bisher angenommen.

Wie der NDR am Montag berichtete, prüft derzeit der Senat entsprechende Nachforderungen des Baukonzerns Hochtief sowie des zuständigen Architekturbüros Herzog & de Meuron. Der Antwort des Senats zufolge ist ein Großteil der Forderungen von Hochtief noch nicht begründet oder belegt. Sollte es dennoch zu Mehrkosten beim Bau des Prestigeprojekts kommen, stünde ein Sondertopf in Höhe von 20 Millionen Euro bereit, der für unplanmäßige Kosten eingerichtet worden sei.

Der kulturpolitische Sprecher der Linkspartei, Norbert Hackbusch, fühlt sich dabei an Formulierungen vergangener Jahre erinnert. So seien auch 2008 entsprechende Forderungen zunächst verhandelt und nicht akzeptiert worden, um dann am Ende des Jahres eine Verdreifachung der Kosten bekannt zu geben, sagt er. Zudem könne der mit 20 Millionen Euro gefüllte Sondertopf die Mehrkosten nicht decken, weil er bereits durch andere Forderungen geschrumpft sei. „Und dabei sind zentrale Aufgabenbereiche noch lange nicht gebaut“, sagt Hackbusch. Ein Beispiel sei die Ausgestaltung des Konzertsaales. Dessen Umhüllung mit einer weißen Haut überzieht das Budget der Stadt bereits um 6,8 Millionen Euro.

Selbst ohne die Mehrkosten liegt der Kostenanteil der Stadt an der Elbphilharmonie jetzt schon bei 323 Millionen Euro. Für Norbert Hackbusch stellen diese Kosten „aufgrund der rigiden Kürzungspolitik eine Provokation dar“. Schließlich könnte das Geld deshalb an anderer Stelle knapp werden. „Der Senat muss darstellen, wie er diese zusätzlichen Kosten ohne Schaden für kulturelle und soziale Infrastruktur tragen will“, sagt Hackbusch.

Damit die Kosten bis zum geplanten Eröffnungstermin im Mai 2012 nicht noch weiter steigen, fordert SPD-Politiker Peter Tschentscher nun Verhandlungen zwischen der Stadt, Hochtief und den Architekten vor einem Schiedsgericht. UTA GENSICHEN