DIE WERBEPAUSE: HILFE FÜR DIE DEUTSCHE SPORTHILFE
: Ironie ist wie Chlorakne

Sportökonomisch gilt: Ein Tiger Woods ist so viel wert wie mehr als 10.000 deutsche Boxer. Wieso? Ganz einfach: Ersterer gehört zu den bestverdienenden Sportlern der Welt, bis zu hundertmillionen Dollar nahm er in den letzten Jahren ein. In Zahlen: 100.000.000 Dollar! Pro Jahr! Ein Spitzenboxer aus Deutschland kommt dagegen im Schnitt nur auf 600 Euro pro Monat netto, ein Hungerlohn, nicht nur im Vergleich mit dem Geld, das Tiger Woods Jahr für Jahr anhäuft. Stellt sich natürlich die Frage: Hat der das verdient? Also nicht der Woods, der verdient ja eh schon genug, sondern der Boxer, muss der sich also mit so wenig Geld durchschlagen? Es kommt aber noch dicker, denn dem Rest der Sportler geht es in Deutschland nicht viel besser. Laut einer Studie verdienen sie im Durchschnitt nur 7 Euro pro Stunde, trotz Arbeitszeiten von Topmanagern. Darauf will die Deutsche Sporthilfe jetzt aufmerksam machen mit fünf fingierten Stellenanzeigen, die seit 4. Januar in Zeitungen und Zeitschriften geschaltet werden: „Wir suchen eine/n Schwimmer/in Schmetterling 200m“ steht da, dann ist von Chlorakne, 60-Stunden-Wochen und 80-Kilometer-Distanzen die Rede. Oder der Boxer: „Liegestütz-Stakkatos“, „physische Schmerzen“, „10 Kilometer Waldläufe“. Spinnen die denn, also die Sporthilfe? Nein, nein, alles nur ironisch. Die Kampagne will darüber aufklären, was Spitzensportler so alles in Kauf nehmen. Dumm nur, dass das nicht so richtig funktioniert. Denn „20 Stunden Krafttraining“, „strenge Diät“ und „Trainingslager bei minus 20 Grad“ – so viel Selbstquälerei, denkt man sich, das muss man schon mögen. Und mag ja sein, dass die Kampagne total lieb gemeint ist, dass deutsche Spitzensportler mies verdienen und ganz viel arbeiten. Im Gedächtnis bleiben aber vor allem zwei Dinge: Wer so was macht, der muss fanatisch sein. Und: Selber machen würde ich so etwas nicht. Und zwar für kein Geld der Welt. CHRISTOPH GURK