NRW eröffnet Regionalliga für Viertklässler

Nordrhein-Westfalens Schulministerin erstellt nach den Vera-Schülertests ein Ranking der 25 besten Grundschulen

BERLIN dpa/taz ■ Die Viertklässler an den Grundschulen in Nordrhein-Westfalen haben beim Rechnen und im Leseverständnis Fortschritte gemacht. Bei so genannten Lernstandserhebungen schnitten die Zehn- und Elfjährigen aus NRW besser ab als ihre Vorgänger im vergangenen Jahr. Allerdings müssen sie jetzt mit mehr Öffentlichkeit rechnen: Um die Schulen anzuspornen, will NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) eine Rangliste der 25 leistungsstärksten Grundschulklassen veröffentlichen. „Ich möchte da mehr Wettbewerb“, sagte sie.

Schulforscher und Gewerkschafter haben die Ankündigung Sommers scharf kritisiert. „Ein Ranking wirft alle Verabredungen mit Lehrerorganisationen über den Haufen“, sagte die schulpolitische Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marianne Demmer. „Wir haben den Vergleichstest unterstützt – unter der Bedingung, dass man die Schulen mit den Ergebnissen nicht allein lässt, sondern bei einem schlechten Abschneiden gezielt fördert.“ Diese Förderung sei bislang völlig ausgeblieben.

„Ein reines Ranking, das wie eine Bundesligatabelle aufgebaut ist, bringt nichts“, sagte der Schulforscher Hans-Günter Rolff von der Uni Dortmund. Eine Tabelle sei für Bürger zu schwer zu interpretieren, sagte der Wissenschaftler vom Institut für Schulentwicklungsforschung. Für Eltern sei nicht erkennbar, warum eine Schule gut abschneidet oder nicht. Die Schulen würden durch Rankings demotiviert.

An dem Vergleichstest namens Vera haben sich sieben Bundesländer beteiligt. Neben 170.000 Schülern aus NRW waren dies Bremen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Insgesamt 270.000 Schüler wurden dabei in Lesen und Mathematik getestet. Auch Bremens Schulsenator Willi Lemke (SPD) freute sich. Der Test habe große Fortschritte in der Lesefähigkeit Bremer Viertklässler ergeben.

Der Vergleichstests belegte erneut die starke Rolle der sozialen Herkunft für den Schulerfolg. Außerdem besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Wohnqualität des Standorts der Grundschule und den Leistungen der Schüler. „In sozialen Brennpunkten sind die Ergebnisse schlechter“, sagte NRW-Ministerin Sommer. Brennpunkt-Schulen sollten deshalb 600 Lehrer mehr erhalten, als ihnen nach der Schülerzahl zustehen.

Die Vergleichsarbeiten sind laut Schulforscher Rolff dazu da, Schulen und Lehrern Informationen darüber zu geben, wo sie stehen. Anders als bei Pisa sei bei Vera bislang keine öffentliche Testhysterie entstanden. Kommendes Jahr sollen die Schüler der Klassen drei und neun an Vera teilnehmen. Die Lehrer sollen so mehr Zeit erhalten, bei schwachen Leistungen in ihrer Klasse gegenzusteuern. CIF, JAP