Betteln für Fahrkarten

Protest in der Innenstadt gegen die Streichung von Schülerfahrkarten für sozial Schwache

Vor drei Wochen erreichte ein Rundschreiben die Hamburger Schulen. Darin teilte die Behörde für Jugend und Sport mit, dass sie die Schülerfahrkarten für Empfänger von ALG II und Sozialhilfe ab dem 1. Januar 2006 nicht mehr bezahlt. 6.000 Hamburger Schüler sind von dieser Maßnahme betroffen. Brigitte Domes, Lehrerin einer Berufsvorbereitungsklasse für Migranten an der Gewerbeschule 17 in Wilhelmsburg, ist nicht bereit das hinzunehmen.

58 Jugendliche an ihrer Schule seien betroffen, viele mit Wohnsitz in Bergedorf oder Poppenbüttel. „Einige leben von 184 Euro Sozialhilfe, wo sollen die die 30 Euro für eine Monatskarte hernehmen“, fragt Domes. Diese Maßnahme treffe ausschließlich die ohnehin sozial Benachteiligten, viele Schüler seien verzweifelt, so Domes. „Wir sind den Politikern doch scheißegal“, hätten einige frustriert zu ihr gesagt.

Um „die Öffentlichkeit auf diesen Skandal hinzuweisen“, stellte sich die Lehrerin gestern mit ihrer Kollegin Cordelia Schneider und zwei Schülern am Ida-Ehre-Platz auf (Foto). Vor einem Plakat mit der Aufschrift „77 Millionen für die Elbphilharmonie – keine 3,5 Millionen für Schülerfahrkarten“ verteilten sie Flugblätter und hielten Passanten eine Sammelbüchse hin. Mit Geldsammeln hat Domes Erfahrung: Das Geld für die Januar-Monatskarten ihrer Schüler hat sie schon zusammen – durch Spenden ihrer Kollegen.

mad / Foto: Hendrik Doose