„Gewaltsam umgesiedelt“

Wie Kohlekraftwerke andernorts Essen vernichten

■ 37, ist Bergbaureferent beim „Food First Informations- und Aktionsnetzwerk“. Er hat selbst in Kolumbien gelebt und gearbeitet.

taz: Herr Rötters, verheizenHamburger das Essen der kolumbianischen Bevölkerung?

Sebastian Rötters: Bis 2010 haben sie es auf jeden Fall gemacht. Nach Angaben des Unternehmens hat Vattenfall bis vor drei Jahren einen beträchtlichen Teil der kolumbianischen Steinkohle für die Kraftwerke bezogen, die Wärme für Hamburg produzieren. Momentan nutzt Vattenfall offiziell keine kolumbianische Kohle, zumindest nicht für ihre deutschen Kraftwerke.

Aber?

Nach unseren Recherchen und Einschätzungen wird für das Kraftwerk Moorburg, wenn es läuft, auch wieder Kohle aus Kolumbien bezogen werden.

Was hat das mit Essen zu tun?

Für den Kohleabbau wurden in den letzten Jahrzehnten unzählige Bauern von ihren Ländereien vertrieben, es gibt kaum noch landwirtschaftliche Nutzflächen und damit Nahrungsmittelknappheit. Dörfer wurden für die Kohletagebaue teils gewaltsam umgesiedelt, die hohe Staubbelastung in der Luft führt zu schweren Gesundheitsproblemen der Bewohner.

Vattenfall und andere Energieunternehmen haben die Initiative „Better Coal“ für einen gerechteren Kohleabbau gegründet. Ist das unternehmerische Grünwascherei?

Wenn man sich anschaut, wer im Vorstand der Initiative sitzt und und dass Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen nur wenig vertreten sind, kann man die Wirksamkeit dieser Initiative für die betroffenen Bewohner bezweifeln. Statt freiwilliger Selbstverpflichtungen fordern wir von den Energieunternehmen mehr Transparenz bei ihren Bezugsquellen und Handelswegen der Kohle. INTERVIEW: LIN

Diskussion „Wenig Licht und viel Schatten – Kohleexport statt Nahrungsmittel“: 19.30 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32–34