Nicht jedes Los gewinnt

PROTESTAKTION Trotz guter Quote: SchülerInnen und Eltern demonstrieren vor der Bildungsbehörde für eine enttäuschungsfreie Schulplatzvergabe

Laut Bildungssenatorin ist die Schulanwahl eine Erfolgsgeschichte:

■ 97,4 Prozent der Kinder haben einen Platz an einer angewählten Schule zugewiesen bekommen

■ 87,6 Prozent aller SchülerInnen können an ihrer Lieblingsschule lernen.

■ Die Elternitiative verweist auf die Einzelfälle:

■ 433 Kinder seien enttäuscht, weil sie nicht an die Schule ihrer Wahl kommen

■ Für 92 hat das Losverfahren bislang keinen Schulplatz erbracht.

Auch in diesem Jahr hat die Vergabe der Schulplätze in Bremen wieder für „Frust und Tränen“ gesorgt, so die „Elterninitiative für eine faire Schulwahl“. Rund 50 SchülerInnen und Eltern folgten daher ihrem Aufruf zum Protest und hinterlegten zwei Briefe für Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD).

Lange Anfahrtswege sowie die begrenzte Anzahl von Plätzen an den renommierten Gesamt- oder Oberschulen (OS) und Innenstadtgymnasien: Dies waren die Stichworte des gestern Nachmittag vorgetragenen Protests. Der erste Brief schildert die allgemeinen Missstände bei der Schulplatzvergabe. Der zweite diene als „akuter Hilferuf“, so Ini-Sprecherin Walli Müller. Er formuliert Bitte, die Klassenanzahl der OS Helsinki-Straße von fünf Klassen zu halten und nicht auf vier zu reduzieren.

Andernfalls wären 24 Kinder aus Bremen-Nord 45 Minuten mit dem Bus zu ihrer Grundschule unterwegs – statt zehn Minuten zu Fuß. Zwar wurde in den öffentlich verlesenenen Briefen festgestellt, dass das Verhältnis zwischen Platzangebot und -nachfrage in vielen Stadtteilen in diesem Jahr ausgewogen war. Den Platz ihrer Wahl bekamen 87,6 Prozent der SchülerInnen zugesprochen. Diese „scheinbare Erfolgsbilanz“ verschleiere jedoch den Blick auf „jede Menge Einzelschicksale“: So warteten 433 SchülerInnen vergeblich auf einen positiven Bescheid der Schule ihrer Wahl. Weitere 92 sind bei der Platzvergabe bislang komplett leer ausgegangen.

Die Abteilungsleiterin Bildung Cornelia von Ilsemann wendete sich in einem kurzen Fernsehinterview an die Öffentlichkeit, ließ aber die Möglichkeit ungenutzt, persönlich mit den Demonstrierenden zu sprechen. Den Ärger und die Enttäuschung seitens der SchülerInnen und Eltern verstehe sie.

Ein Losverfahren soll die SchülerInnen ohne Platz noch diese Woche verteilen und dabei die Nähe zum Wohnort berücksichtigen. Allen weiteren Wünschen, dabei verwies sie auf den Sachzwang von Raum- und Personalmangel, könne die Bildungsbehörde leider nicht entsprechen. BRUNO STEINMANN