Kein Geld mehr für den Rindertourismus

Die gute Tat zu Weihnachten: EU-Agrarkommissarin Fischer Boel will Subventionsstopp für Viehtransporte durchsetzen

BERLIN taz ■ Genug gequält: Die EU-Subventionen für den Transport lebender Tiere sollen gestrichen werden. In diesem Jahr gab die Kommission 77 Millionen Euro dafür aus, dass beispielsweise Rinder aus Deutschland in den Nahen Osten zum Schlachten gefahren wurden. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boell wird heute dem EU-Rindfleisch-Ausschuss vorschlagen, dies zu beenden.

Spediteure und Landwirte teilten sich bislang durchschnittlich 231 Euro je transportiertes Rind. Dazu kommt der Preis, der beim Verkauf erzielt wird, den die Exporteure einstreichen. Unter Tierschützern gelten die Transporte als besonders grausam. „Der bisher noch hoch subventionierte Lebendtiertransport ist eine der größten Kulturschanden in der Europäischen Union“, sagt Wolfgang Apel, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Das Geschäft mit den Schlachtrindern laufe nach einem bestimmten Muster ab. Apel: „Als Exporteur tritt meist ein Handelsunternehmen mit guten Nahostkontakten auf.“ Dieses kaufe Rinder bei den Bauern. Dann karren Spediteure die Tiere zu südeuropäischen Häfen – oft ins französische Sète oder nach Triest in Italien. „Von dort braucht ein vom Exporteur geheuertes Schiff fünf bis sieben Tage bis in den Libanon oder nach Ägypten“, erklärt Apel.

An Bord werden die Rinder weder artgerecht betreut und noch untergebracht. Apel: „In Beirut oder Kairo angekommen, werden die Tiere an Seilwinden hängend ausgeladen. Spätestens das bricht ihnen die Gliedmaßen.“ Erst der Schlachthof beende ihr Leid.

Von diesem profitieren aber nicht alle EU-Staaten gleichermaßen. „Etwa die Hälfte der Subventionen kassierten Stellen in Deutschland“, sagt Thomas Pietsch von der Tierschutz-Organisation „Vier Pfoten“. Den Rest des Fördergelds teilten sich Iren und Franzosen. Dass die Tiere lebend in die muslimischen Länder transportiert werden, liegt am Schächten: bei lebendigem Leib langsam ausbluten. Dies ist in der EU nur in Ausnahmefällen erlaubt. Zudem fehlen in den importierenden Staaten oft ausreichende Kühlhauskapazitäten, um Fleisch frisch zu halten.

„Mit den 77 Millionen Euro Subventionen ließe sich locker eine eigene Schlachtindustrie mit geeigneten Kühlketten in den Abnehmerländern aufbauen“, argumentiert Pietsch. Würde der Subventionsstopp durch den EU-Rindfleisch-Ausschuss kommen, müsste der EU-Ministerrat ein entsprechendes Gesetz verabschieden – im Januar.

ARNULF WIESCHALLA