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DIE BESTE DER SCHLECHTEN MÖGLICHKEITENAndere Länder, andere Netzwerke

MEIKE LAAFF

Bei Meetings im Silicon Valley wird man gern mit dem Satz „Ladet unsere App runter“ begrüßt. „Mobile“ muss jetzt alles werden – damit man auf der ganzen Welt Kundschaft bedienen kann. Denn, so das neue Mantra neben dem, dass in jeder Studentenbude, jeder Garage das nächste ganz große Ding ausgetüftelt werden könnte: Mobile, internetfähige Rechner, ob Smartphones oder Tablets, haben die Leute überall auf der Welt.

Und so wird entwickelt und entwickelt. Eine Anschubfinanzierung aufzutreiben sei hier nicht das Problem, heißt es. Doch natürlich verglühen fast alle Neuschöpfungen sofort. Survival of the Fittest. Nur das, was taugt, wird weiterentwickelt. Nur so entwickelt sich Leben auf unseren Computern, die einst so dumm und wüst und leer waren.

Eigentlich eine tolle Sache, das mit der Vielfalt. Google, Facebook und Amazon zeigen, wie unangenehm es werden kann, wenn soziale Netzwerke und einzelne Algorithmen zu übermächtig werden. Gut, wenn man sich nicht mehr ihre AGBs aufzwängen lassen muss. Wenn dezentrale Strukturen aufgebaut werden. Wenn vielleicht sogar Server und Headquarter der Firmen nicht in den USA stehen und somit den dortigen Gesetzen unterworfen sind. Nur leider haben es soziale Netzwerke und auch einige Apps so an sich, dass sie interessant sind, wenn schon alle da sind, die man treffen will. Also: Survival of the Fattest.

Allerdings ist die FacebookTwitterTumblr-Monokultur eine ziemlich westlich zentrierte Erzählung: In Brasilien, Russland, China spielen bekanntlich eigene soziale Netzwerke eine viel größere Rolle. Auch im arabischen Raum, sagen mir Menschen aus der Region, die es ziemlich gut wissen müssen, seien das Know-how, die Ideen für eigene Dienste und Innovationen da. Nur eben das Funding nicht. Noch nicht.

Vielfalt. Wie das wohl wäre, wenn künftig jede Region der Welt ihre eigenen dominanten sozialen Netzwerke hätte, denke ich im Bus in San Francisco und schaue, wie meine Mitfahrer auf ihre Facebook- und Twitter-Apps stieren. Fantastisch natürlich, einerseits. Aber würden sich die Regionen der Welt nicht auch stärker auseinanderentwickeln? Auch wenn es mir nicht gefällt: Über aktuelle Ereignisse in Ländern wie Madagaskar, Nepal oder Armenien lerne ich vor allem etwas, weil ich Freunden und Bekannten, die dort leben, auf Twitter folge. Nutzen wir stattdessen lauter regionale Dienste, würden wir dann nicht Gefahr laufen, in unseren Echokammern zu kommunizieren?

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Montag Maik Söhler Darum

Dienstag Julia Seeliger Alles bio

Mittwoch Margarete Stokowski Luft und Liebe

Donnerstag Josef Winkler Wortklauberei

Freitag Jürn Kruse Fernsehen

Als die Proteste und Revolutionen in Iran, Tunesien, Ägypten hoch hergingen, waren soziale Netzwerke für viele im Westen ein kleines Fenster auf die Straßen vor Ort. Natürlich ist es zynisch angesichts der Tatsache, dass viele Aktivisten sehr teuer für diese Kommunikationsform bezahlt haben. Und erst recht ist es natürlich naiv – angesichts der Fake-Accounts und Kriege auf sozialen Netzwerken, mit deren Hilfe politisch manipuliert wird. Trotzdem sind die Dienste – so riskant und unschön es auch ist, auf sie zu setzen – derzeit die beste schlechte Möglichkeit, die wir haben, miteinander im Gespräch zu bleiben.

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