Raus aus Deutschland

Continental-Chef Manfred Wennemer kündigt an, die Internationalisierung der Firma kräftig voranzutreiben

Bei den Verhandlungen über den Stellenabbau beim Automobilzulieferer Continental herrscht Funkstille zwischen dem Vorstand der Firma und den Arbeitnehmervertretern: Vergangenen Dienstag hat man die Verhandlungen vertagt auf Anfang 2006. Die Zukunft von 320 Beschäftigten am Conti-Standort Hannover-Stöcken ist damit weiter offen.

Zum Stand der Verhandlungen zwischen Vorstand und Arbeitnehmerseite hatte man am Dienstag Stillschweigen vereinbart. In die Gesprächspause hinein hat Continental-Chef Manfred Wennemer nun gegenüber der dpa angekündigt, dass er die Internationalisierung des Autozulieferers in den nächsten Jahren kräftig vorantreiben will. Conti müsse „überall präsent sein – auch dort, wo wir jetzt noch nicht so gut aufgestellt sind“, so Wennemer. Der Aufbau von Kapazitäten an Niedrigkosten-Standorten werde weitergehen. Conti wolle jedes Jahr aus eigener Kraft um fünf Prozent wachsen. Zudem sei Continental auf der Suche nach weiteren Zukäufen. Die Kasse für solche Investitionen sei gut gefüllt. „Wir hätten sicher die Möglichkeit, auch größere Akquisitionen zu schaffen“, sagte Wennemer.

Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Hubertus Schmoldt, warf Wennemer indes erneut eine „hemmungslose Renditejagd“ vor. Die Gewerkschaft werde einer Schließung der Pkw- Reifenproduktion in Hannover-Stöcken nicht tatenlos zusehen, sagte Schmoldt. Wennemers Antwort auf die zahlreichen Vorwürfe, die er derzeit auch von Politikern zu hören bekommt: „Wir haben die Verantwortung für mehr als 80.000 Menschen weltweit – und nicht nur heute, sondern auch morgen.“ Die Kritik an seinem Kurs sei „ausschließlich gewerkschaftspolitisch und ideologisch getrieben“. Bei den hohen Lohnkosten in Deutschland werde es schwierig, so Wennemer, lohnintensive Standorte „auf Dauer“ in Deutschland zu halten.

Gegen Wennemers Schließungsplan hatte es einen Proteststurm gegeben, weil die Produktion in Hannover profitabel ist und die Beschäftigten erst im Frühjahr längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich zugestimmt hatten. TAZ