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Schwerer Schaden für Stammzellforschung

Skepsis gegenüber der umstrittenen Forschung wird wachsen. Doch Betrug gibt es auch auf anderen Feldern

Erst nach einem Skandal richtete die Deutsche Forschungsgemeinschaft eine Ombudsstelle ein

BERLIN taz ■ Für die Stammzellforschung sind die gefälschten Forschungsergebnisse aus Südkorea ein schwerer Rückschlag. Es steht nicht nur infrage, ob es tatsächlich so einfach ist, menschliche Stammzellen zu gewinnen, wie es Hwang Woo-suk beschrieb. Die Stammzellforscher werden vor allem auch damit zu tun haben, das Misstrauen gegenüber ihre ohnehin höchst umstrittenen Forschungsvorhaben abzubauen. Kritiker stünden jetzt „noch skeptischer“ dieser Art von Forschung gegenüber, und zwar „sowohl wegen des ethischen Fehlverhaltens – der unzulässigen Eizellspende von Mitarbeiterinnen – als auch wegen der Fälschungsvorwürfe,“ warnt Ulrike Beisiegel, die als Ombudsfrau bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für Wissenschaftsbetrug zuständig ist. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese meint: „Der Skandal wirft ein bezeichnendes Licht auf das Gebiet der embryonalen Stammzellforschung“ und fordert verstärkte Kontrollen bezüglich der Einhaltung der ethischen Standards.

Wissenschaftsbetrug ist jedoch keine besondere Eigenschaft der Stammzellforscher. Auch in anderen Bereichen unterliegen Forscher der verlockenden Versuchung durch Manipulation der Ergebnisse ihrer Karriere einen kräftigen Schub zu geben. So musste der Physiker Jan Hendrik Schön vor einem Jahr seinen Doktortitel zurückgegeben. Schön, der schon als Nobelpreiskandidat galt, hatte bei den Bell-Laboratorien im US-Bundesstaat New Jersey über Jahre hinweg zahlreiche gefälschte Ergebnisse publiziert. Konkret könnten ihm 16 Manipulationen nachgewiesen werden.

Der größte deutsche Forschungsskandal ist der Fall Hermann/Bach. Die beiden Krebsforscher Friedhelm Hermann und Marion Bach hatten zwischen 1988 und 1993 zahlreiche manipulierte Arbeiten veröffentlicht. Eine von der DFG eingesetzte Untersuchungskommission beanstandete insgesamt 94 Publikationen.

Erst in Folge dieses Skandals ernannte die DFG – und zahlreiche Universitäten folgten ihrem Beispiel – einen Ombudsmann oder eine Ombudsfrau, an die sich Forscher vertrauensvoll wenden können, wenn sie Hinweise darauf haben, dass ein Kollege betrogen hat.

WOLFGANG LÖHR

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