„Demokratisches Instrument abgeschafft“

Cedric Bergmann findet es gut, Schulleiter künftig von der Schulkonferenz mitwählen zu lassen. So werde die Mitsprache gestärkt. Trotzdem fürchtet er, dass die Landesregierung das gemischte Gremium entmachtet

taz: Gibt es ein Schulleiterproblem in Nordrhein-Westfalen?

Cedric Bergmann: Uns sind bis jetzt noch keine Probleme dieser Art bekannt. Ich kann mir das aber aufgrund der generellen Überalterung der Lehrer in NRW gut vorstellen.

Ist die von der Landesregierung geplante zukünftige Wahl von SchulleiterInnen durch die Schulkonferenz sinnvoll?

Im Grunde finden wir es gut, dass die Schulkonferenz zukünftig über die Besetzung der Stellen entscheidet. Bisher hatten wir auch in diesem Gremium ein Mitspracherecht, da die Schüler ein Drittel der Schulkonferenz stellen durften. Es gab ja schon die Möglichkeit zur Mitsprache: Die Schulkonferenz gibt ein Votum ab, das im Stadtrat zur Kenntnis genommen werden musste. So war es in der Praxis eigentlich nicht möglich, diese Posten gegen die Schulkonferenz zu besetzen. Deshalb begrüßen wir diese Vorschläge.

Ist es sinnvoll, die Schulleitungen nur, wie geplant, befristet zu besetzen?

Wir unterstützen diesen Vorschlag. Dadurch, dass die SchulleiterInnen sich künftig von der Schulkonferenz bestätigen lassen müssen, wird die Basis der Schule gestärkt. So kann die Schulleitung nicht ohne Rücksicht auf die Schulkonferenz Prozesse vorantreiben oder stoppen. Dadurch erhält das Gremium einen höheren Stellenwert.

BewerberInnen, die von außen kommen, werden es zukünftig aber vermutlich schwerer haben.

Das ist wahrscheinlich das einzige Manko an dieser Regelung. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass im Zuge der Kompetenzerweiterung der Schulleitungen es gerade auch gewünscht ist, dass sich BewerberInnen von außerhalb melden. Gerade wenn man mittelfristig vom Projekt selbstständige Schule ausgeht, wenn es gilt, Reformen in die Schule hinein zu tragen.

Was ändert sich durch die Kompetenzerweiterung der SchulleiterInnen für die Schüler?

Wenn man davon ausgeht, dass die Schulkonferenz ihr Mitbestimmungsrecht beibehalten kann, haben die SchülerInnen damit kein Problem. Allerdings plant die schwarz-gelbe Landesregierung, die Mitbestimmungsrechte der SchülerInnen fast komplett auszuhebeln.

Was ist das Problem?

Die Schulministerin Barbara Sommer (CDU) will die gerade zum Schuljahr 2005/2006 eingeführte Drittelparität in der Schulkonferenz wieder abschaffen. Nach ihren Aussagen habe sich die Besetzung der Schulkonferenz zu gleichen Teilen aus Lehrern, Eltern und SchülerInnen nicht bewährt. Allerdings besteht diese Aufteilung ja erst seit Beginn des gerade laufenden Schuljahres. Insofern ist das Argument der Schulministerin fadenscheinig. Hinzu kommt noch ein weiterer Punkt: Wenn nur die SchülerInnen, die schon 18 Jahre alt, sind bei Personalentscheidungen mitbestimmen können, wird demnächst kaum noch ein Schüler ein Mitbestimmungsrecht haben. Denn schließlich plant die Landesregierung die Einschulung schon mit fünf Jahren. Wenn dann das Abitur mit zwölf Schuljahren erreicht wird, gibt es kaum Vertreter, die volljährig sind. Damit wäre die Schulkonferenz als demokratisches Instrument abgeschafft.

INTERVIEW: ELMAR KOK