Scharon will Zone im Gaza-Streifen

Israels Regierung plant einen Sicherheitskordon im nördlichen Teil des palästinensischen Gebiets. Damit will sie verhindern, dass Kassam-Raketen tiefer im eigenen Territorium landen, wie seit dem Abzug geschehen. Die Palästinenser lehnen dies ab

AUS JERUSALEMCHARLOTTE MISSELWITZ

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon will mit der Einrichtung einer Sicherheitszone im nördlichen Gaza-Streifen palästinensische Raketenangriffe beenden. Sobald sich das Wetter bessere, soll die israelische Armee den Auftrag umsetzen, hieß es am Sonntag nach der Kabinettssitzung von Vertretern der Sicherheitsorgane in Jerusalem. Die Luftwaffe werde dann jeden Palästinenser, der das Gebiet betrete, angreifen.

Die Zone soll zweieinhalb Kilometer breit sein und entlang der nordöstlichen Ecke des Gaza-Streifens verlaufen, die etwa 38 Kilometer lang ist. In dem Gebiet liegen die durch den israelischen Rückzug verlassenen ehemaligen jüdischen Siedlungen. Allerdings gab ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums zu, dass auch palästinensisches Agrarland betroffen sein wird.

„Wenn es sein muss, drehen wir die Schrauben fester“, begründete der stellvertretende Verteidigungsminister Zeev Boim den israelischen Schritt zurück in den Gaza-Streifen. Mit dem Rückzug gewannen palästinensische Kampftruppen mehr Raum, um Kassam-Raketen tiefer auf israelisches Gebiet zu feuern. Ungefähr 300 Raketen wurden in drei Monaten abgeschossen, mitunter gab es Verletzte.

Nachdem letzten Donnerstag vier israelische Soldaten in Ashkelon durch einen solchen Angriff verwundet wurden, diskutierte das Kabinett neue Sicherheitsmaßnahmen. Verkehrsminister Meir Sheetrit schlug vor, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Man solle israelische Kassam-Raketen bauen und Gaza damit ebenfalls beschießen. „Aber wenn wir dann mit einer Rakete im eng bewohnten Gaza-Streifen gleich 20 Leute treffen, ist die Welt auch gegen uns,“ fügte er hinzu. Die Kassam-Raketen haben eine Reichweite von maximal sieben Kilometern.

Die palästinensischen Sicherheitskräfte weigern sich jedoch, das gerade zurückgewonnene Gebiet für die Einrichtung der Sicherheitszone wieder zu verlassen. „Wir bewegen uns keinen Zentimeter“, sagte deren Kommandant im nördlichen Gaza-Streifen, Assayed Shaban. Die palästinensische Autonomiebehörde hat bereits Maßnahmen zur Kontrolle der Raketenangriffe unternommen. 200 Sicherheitskräfte sind in den Ruinen der ehemaligen Siedlungen Dugit, Nissanit und Eilei Sinai stationiert. Allerdings heißt es nach Angaben der Internetzeitung „Debka“, dass die palästinensischen Truppen wenig ausrichten würden. Bei Abschuss von Kassam-Raketen würden sie sich meist in Deckung begeben, weil Israel danach mit Artilleriebeschuss reagiert.

Für Scharon ist das Ziel klar: „Wir müssen sicherstellen, dass die militanten Palästinenser uns nicht bedrohen.“ Der Nahost-Friedensplan, die Road Map, sieht jedoch nicht vor, dass in Gebieten, aus denen sich die israelische Armee zurückgezogen hat, anschließend Sicherheitszonen eingerichtet werden. Einer der wichtigsten palästinensischen Unterhändler, Saeb Erekat, befürchtet nun weitere Spannungen: „Israelische Drohungen, eine Eskalation und Wiederbesetzung von Gaza wird nur mehr Probleme bringen.“