Ofen aus in Finkenwerder

Die Hamburger Aluminiumwerke schließen heute ihre Pforten. Mitarbeiter landen in einer Beschäftigungsgesellschaft, Werksteile sollen verkauft und abgebaut werden

„Am Donnerstag werden die letzten Öfen abgestellt“, bestätigt Peter Steffen, Sprecher der Hydro Aluminium Deutschland, noch einmal, dass in den Hamburger Aluminiumwerken (HAW) heute die Produktion eingestellt wird. Nach mehr als 30 Jahren ist damit Schluss in einem der größten Hamburger Industriebetriebe, Schluss auch für rund 450 Mitarbeiter.

Das am südlichen Rand des Hamburger Hafens gelegene Werk produzierte seit 1974 Millionen Tonnen des Metalls, das vor allem in der Automobil-, Bau- und Verpackungsindustrie verarbeitet wird. Zuletzt erzeugte das Aluwerk in seinen 270 Öfen rund 200.000 Tonnen Walzbarren pro Jahr. Diese wurden aus 130.000 Tonnen Primäraluminium und 70.000 Tonnen Recyclingmetall hergestellt.

Vor dem HAW-Firmengelände in Finkenwerder erinnern immer noch die silbern glänzenden Kreuze an den monatelangen ergebnislosen Kampf der Beschäftigten um ihre Jobs. Vor allem der norwegische Gesellschafter Norsk Hydro hatte alle Rettungsbemühungen konterkariert. Zuerst hatte das Werksmanagement den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) die Schuld an der bevorstehenden Schließung in die Schuhe geschoben. Der Vorwurf: Der Stromerzeuger habe für den energieintensiven Betrieb der Öfen keinen Strom zu akzeptablen Preisen zur Verfügung gestellt.

Doch dass Norsk Hydro das Werk auf Teufel komm raus schließen wollte, wurde klar, als der Konzern auch den Verkauf des Werkes an die Georgsmarienhütte Holding und damit den Erhalt der Arbeitsplätze verhinderte. Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) und auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatten versucht, den Verkauf in die Wege zu leiten – und waren damit bei der Konzernspitze brutal aufgelaufen.

Für die Mitarbeiter gibt es einen Sozialplan. Die meisten von ihnen werden in eine Beschäftigungsgesellschaft überführt und erhalten dadurch zumindest ein Jahr lang einen Großteil ihres bisherigen Gehalts. „Es ist unsere Firmenphilosophie, lieber Geld in einen vernünftigen Sozialplan zu investieren, als in einen Betriebsteil, der am Markt keine Zukunft mehr hat“, redet Hydro-Sprecher Steffen die Situation schön. Gut 100 der ehemals 550 Mitarbeiter werden zudem von der benachbarten Aluminium-Gießerei übernommen, die ab dem 1. Januar allein von Hydro betrieben und nun an anderer Stelle produziertes Aluminium weiterverarbeiten wird.

Was mit dem Alu-Werk geschieht, ist noch unklar. „Es gibt Interessenten, die wesentliche Teile der Fabrikation wie die Elektrolysehalle und die Anodenfabrik ab- und woanders wieder aufbauen wollen“, verrät Steffen. Doch „eine Entscheidung“ über solch eine Verlagerung des Produktionsstandorts sei „noch nicht gefallen“. Marco Carini