Jemen, erst in diesem Jahr wieder unsicher

Entführer haben einen guten Ruf, und auch für Gerhard Schröder war eine Reise „ein traumhaftes Erlebnis“

„Die Menschen, die mich entführt haben, tun mir im Nachhinein Leid“

BERLIN taz ■ Seit 2002 war im Jemen eigentlich nichts mehr passiert, was Touristen erschrecken könnte. Eine Reisewarnung hob das Auswärtige Amt im Jahr 2004 deshalb wieder auf. Erst in diesem Jahr dann wurden spanische Touristen in der Provinz Shabwa zwölf Stunden lang festgehalten. Dies ist die Provinz, in der nun auch Familie Chrobog unterwegs war.

Im November wurden außerdem zwei Schweizer in der Region Marib kurzzeitig gekidnappt. Gerade zu Weihnachten kamen zwei Österreicher wieder frei, die ebenfalls bei der Stadt Marib drei Tage lang entführt worden waren. In allen Fällen jedoch gaben die Reisenden später darüber Auskunft, wie höflich und gut sie von ihren Entführern behandelt worden seien.

„Die Menschen, die mich entführt haben, und überhaupt die Leute, die unter der großen Armut leiden, tun mir im Nachhinein Leid“, erklärte etwa der in der Nacht zum Heiligabend befreite österreichische Architekt Peter Schurz der heimatlichen Presse.

Jemenitische Entführer haben so gesehen einen guten Ruf. In der Regel stellen sie auch konkrete, leicht erfüllbare Forderungen an die Regierung in Sanaa. Wer in diesem Jahr in den Jemen gereist ist, hat daher vielleicht noch die Nachricht von den Spaniern mit Sorge verfolgt, war aber möglicherweise von den bisweilen auftauchenden Militäreskorten mehr beunruhigt als von der Entführungsgefahr.

Zumal die Schönheit des Landes selbst Hartgesottene beeindruckt. Im März dieses Jahres geriet der Damals-noch-Bundeskanzler Gerhard Schröder bei einem Besuch im Jemen ins Schwärmen: „Ich neige nicht zu Pathos, aber das ist schon ein traumhaftes Erlebnis hier“, erklärte Schröder. „Mich hat besonders fasziniert, dass in dieser ehrwürdigen Kulturlandschaft so viel Leben ist.“

Der Jemen hat 1998 die Todesstrafe für Kipdnapper eingeführt und beschäftigt seit 1999 ein Sondergericht nur mit Entführungen von Ausländern und Sabotagefällen. In den Risikoregionen lässt die jemenitische Polizei nur Gruppenreisen zu. Von Einzelreisen rät aber auch das Auswärtige Amt „dringend“ ab. Wüstendurchquerungen sollten „nur mit verlässlichen Reiseagenturen“ unternommen werden. UWI