Im Rechtsrausch

Polizei ermittelt gegen Stolberger NPD-Ratsherr: Er soll den Hitlergruß gezeigt haben. Für Ausfälle ist er bekannt

Sein größter Feind hat wieder Wirkung gezeigt: Der rheinische NPD-Funktionär Willibert Kunkel soll nach reichlich Alkoholkonsum ausländische Jugendliche angepöbelt und den Hitler-Gruß gezeigt haben. Wie erst jetzt bekannt wurde, ermittelt die Polizei wegen des Vorfalls vom 13. November gegen den 55-Jährigen wegen Beleidigung und Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen. Kunkel sitzt für die NPD im Stolberger Stadtrat, ist Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Aachen, Beisitzer im Landesvorstand der NRW-NPD und trat zur Landtagswahl an sechster Stelle auf der NPD-Reserveliste an.

Dieses Ereignis erinnert an einen Vorfall im September 2003. Damals lieferte sich der alkoholisierte NPD-Mann nach dem Besuch eines Naziaufmarschs gegen die in Dortmund gastierende Wehrmacht-Ausstellung vor seiner Wohnung ein Wortgefecht mit Jugendlichen. Dabei packte er einen zur Tatzeit 13-Jährigen so rabiat an Hals und Nacken, dass dieser daraufhin unter Atembeschwerden litt. Das Amtsgericht Eschweiler verurteilte Kunkel deswegen Ende 2004 zu einer Geldstrafe von 2.100 Euro. Im Berufungsprozess bestätigte das Landgericht Aachen im März 2005 das Urteil wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Kunkel gilt jedoch als nicht vorbestraft.

Derzeit, so ein Polizeisprecher, werde geprüft, ob der 55-Jährige am 13. November gegen 18 Uhr Personen einer Gruppe deutscher und ausländischer Jugendlicher „grob beleidigt“ habe. Wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens kann die Polizei nicht mehr sagen. Antifaschisten behaupten aber, der stark angetrunkene NPD-Mann habe sich mit „Heil Hitler“ verabschiedet.

Kunkels Alkoholausfälle sind nicht neu. Auch ein Polizist sagt: „Wenn er einen im Tee hat, dann hat er weder sich noch seine Kameraden unter Kontrolle.“ Während eines Antifakonzertes nahe seiner Wohnung hatten Kunkel und seine Frau Brigitte im September 2004 Konzertbesucher provoziert. Nachdem China-Böller flogen, lallte Kunkel gegenüber Polizisten, er wolle Anzeige erstatten. Bei der Neuauflage des Konzerts lud er im vergangenen September aus Provokation rund 50 Neonazis zu sich ein. Das von ihm bestellte Aufgebot missglückte: Gegen 23 Uhr eskalierte das Besäufnis und die Polizei rückte an. Kunkel hatte sie selbst zu sich gerufen – er hatte die betrunkenen Jungnazis in seiner Wohnung nicht mehr unter Kontrolle. MICHAEL KLARMANN