Atommüll-Angebot der Grünen

ZWISCHENLAGER IM NORDEN

Früher war alles einfacher: Wenn jemand Atomkraftwerke und Atommüll-Zwischenlager genehmigte, war das jemand von der CDU, und wer davorstand und ein Plakat schwenkte, wählte im Zweifelsfall die Grünen. Und nun? Jetzt bieten ausgerechnet die Grünen Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg) und Robert Habeck (Schleswig-Holstein) Standorte in ihren Ländern als Zwischenlager an. Und das soll dann „keine Ironie der Geschichte, sondern Gründungsauftrag der Grünen“ sein, so schreibt Habeck in einem Brief an alle Parteimitglieder in Schleswig-Holstein.

Ob die Basis das so sieht wie ihr Energieminister, stellt sich am Dienstag in Neumünster heraus. Dann beraten die Delegierten bei einem Kleinen Parteitag über ein mögliches Zwischenlager in Brunsbüttel. Der Landesvorstand der Partei will damit „Verantwortung tragen – an Lösungen arbeiten“, so der Titel des Antrags, der im Mittelpunkt des Treffens steht. Ihre Zustimmung zu einem Zwischenlager hinterm Deich wollen Habeck und seine Mitstreiter in Partei und Landesregierung daran knüpfen, ob Bund und andere Bundesländer Zugeständnisse – finanziell wie inhaltlich – machen: Schleswig-Holstein dürfe nicht alleiniger Standort werden.

Dass nicht alle Parteimitglieder glücklich über seinen Vorstoß sind, weiß Habeck, und auch, dass er verbale Prügel beziehen könnte: „Mir ist klar, dass Menschen mir persönlich Vorhaltungen machen und machen werden.“  ESTHER GEISSLINGER