trend 2006
: In diesem Jahr kommt das Eier legende Wollmilchauto

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat 2006 zum Jahr der Innovationen ausgerufen. Das haben zwar seine Vorgänger auch gemacht. Doch vieles spricht dafür, dass 2006 tatsächlich in einigen Bereichen der Durchbruch gelingt. Zum Beispiel in der Autoindustrie: 2006 dürfte der erste Dieselhybrid-PKW in Serie gehen.

Das ist vor allem den Marktbedingungen zu verdanken: Die weltweiten Überkapazitäten führen zu einem harten Verdrängungskampf. Zugleich sorgen die weiter steigenden Energiepreise dafür, dass sich die Autofahrer statt für die zuletzt noch so beliebten Geländewagen plötzlich für spritsparendere Modelle interessieren. Zumal auch die Politik – so zaghaft sie dabei auch ist – wegen ihrer internationalen Verträge zur Klimapolitik auf eine Wende drängt. Die europäische Autoindustrie hat sich verpflichtet, den Kohlendioxid-Ausstoß ihrer Fahrzeuge bis 2008 um ein Viertel zu senken.

Die internationalen Hersteller konzentrieren sich vor allem auf die Entwicklung von Hybridmotoren: Die Fahrzeuge haben zwei verschiedene Antriebe, auf die die Elektronik je nach Fahrsituation so zugreift, dass so wenig Energie wie möglich verbraucht wird. Bremsenergie wird in Elektrizität umgewandelt, die die Batterien auflädt.

Die deutschen Autobauer allerdings haben diesen Trend nicht mitgemacht. Aus gutem Grund: Experten gilt die Hybridtechnik nur als Übergangslösung, die zudem noch viele ungelöste Probleme aufweist wie etwa das hohe Gewicht, die teure Anschaffung und das komplexe elektronische System.

Stattdessen haben DaimlerChrysler, Opel und VW auf die Weiterentwicklung des Diesel gesetzt, der von allen Verbrennungsmotoren den höchsten Wirkungsgrad hat. Nun soll sich die europäische Kompetenz beim Diesel und die inzwischen ausgereiftere Hybridtechnik zum Eier legenden Wollmichauto zusammenfügen. Wie die Umwelt- und Energieabteilung beim US-Forschungsinstitut MIT kürzlich in einer Studie bestätigte, ist ein Dieselhybrid-Antrieb erheblich effizienter als reine Benziner und Benzin-Hybrid-Modelle – und selbst gegenüber der Brennstoffzellentechnologie wettbewerbsfähig.

Noch in diesem Jahr, so hoffen die Experten, wird der erste Pkw in die Serienproduktion gehen. Die ersten Konzeptautos gibt es bereits: Vor einem Jahr hat Opel den Astra Diesel Hybrid vorgestellt, der auf der diesel-elektrischen-Hybrid-Technologie basiert, die General Motors bereits in 335 Bussen in Nordamerika einsetzt. Der Astra, der beim Kraftstoffverbrauch ein Viertel einsparen soll, wurde in Rüsselsheim entwickelt. Auch Ford hat bereits eine Studie vorgestellt, die kurz vor der Serienreife steht. Der Mercury Meta One kann nicht nur von Diesel- auf Elektromotor umschalten – er ist außerdem für „für den Konsum von Dieseltreibstoff aus erneuerbaren Energieträgern optimiert“, wie es bei Ford heißt.

BEATE WILLMS