DIE WERBEPAUSE
: Der „Die wissen, dass ich weiß“-Effekt

„Wir machen geile Bodenbeläge“, wirbt das Morsbacher Unternehmen Holschbach auf einem Kleintransporter. Auf einer bunten Bodenauswahl räkelt sich vor sporadischer Wohnzimmergarnitur ein weibliches Model, nackt bis auf die High-Heels – die beim gemütlichen Sonntagssport des Nackt-Rumliegens äußerst nützlich erscheinen – die Brustwarzen bedeckt sie mit der Hand.

Genauso banal wie allgegenwärtig ist diese Strategie, die die US-amerikanische Video-Bloggerin Anita Sarkeesian „Retro-Sexismus in überironischer Werbung“ nennt: „Die (Werbemacher) wissen schon, dass ich weiß, dass die wissen, dass das auf überzogene Weise sexistisch ist.“ Was deswegen irgendwie lustig sein soll, nach Ansicht von Sarkeesian aber nicht minder frauenfeindlich ist. Meist sind es bewusst platte Anspielungen wie eben die „geilen Bodenbeläge“ – vergleichbar mit der Kampagne „Swallow“ („Schluck“), die in den USA dafür wirbt, mehr Wasser zu trinken –, die diesen witzigen „Die wissen, dass ich weiß, dass die wissen“-Effekt erzeugen soll.

Doch bevor ich mich der Vloggerin anschließen und im Bezug auf die Holschbach-Reklame die Feministenkeule schwingen kann, fällt mir ein, dass wir am Donnerstag an dieser Stelle eine ganz ähnliche Werbung kommentierten, in der der Modedesigner Harald Glööckler seinen nackten Körper in derselben Manier für Fußbodenwerbung hergab. In puncto Sexismus hatte ich da nichts zu meckern. Hat mein Feminismus, was Männer angeht, einen blinden Fleck? MVS