„Es geht um die Gegenwart“

Naturwissenschaft trifft Science-Fiction

■ hat in Hamburg Physik studiert und arbeitet seit 2000 beim Desy Forschungs-zentrum Foto: Doris Bohnet

taz: Herr Bohnert, Sie sind Physiker und halten einen Vortrag über Science-Fiction. Sind Wissenschaft und Fiktion nicht zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen?

Ilja Bohnert: Ich beschäftige mich gerade mit diesem Widerspruch in sich und untersuche dieses Spannungfeld. Ich werde heute eine Begriffsbestimmung durchführen und nach Definitionen suchen.

Und ihre Überlegungen sind besonders, weil … ?

… ich auch den Aspekt der Zukunftsforschung unter die Lupe nehme. Viele Science-Fiction-Autoren sind Naturwissenschaftler. Und dennoch macht ihre Literatur keine verlässlichen Aussagen über die Zukunft, sondern befasst sich mit der Gegenwart. Manche waren schlechte Wissenschaftler, sind aber gute Autoren.

Sie sind selber ein Science-Fiction-Fan?

Nein. Aber ich habe einige gute Bücher gelesen, die mich beeindruckt haben, einfach nur, weil sie gut waren. Ich sehe in dieser Science-Fiction-Sache oft nur eine Konstruktion, um die Geschichte zu erzählen.

Erkennen Sie in den Geschichten eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen?

Ja, das Menschliche spielt immer eine Rolle. Gute Science-Fiction zeichnet sich dadurch aus, dass das Themenfeld so auch in einem klassischen Drama behandelt werde könnte.

Interview: Lisa Frankenberger

Vortrag: 19 Uhr, Desy-Hörsaal, Notkestraße 85. Eintritt frei