Eine Erschütterung, die ein sehr großes Land erfasste

HEIMATKUNDE Schriftstellerin Geetanjali Shree kritisierte die Arroganz westlicher Blicke auf Indien

■ Zwei Dutzend junge KollegInnen aus der taz-Akademie haben im Haus der Kulturen der Welt wie in einem Bienenkorb ihren frisch-journalistischen Ehrgeiz ausgelebt – all ihre Berichte vom taz.lab 2013 sind auf www.taz.de und im Hausblog auf www.taz.de/hausblog nachzulesen. Betreut wurden alle RedakteurInnen an diesem Tag von Nicola Schwarzmaier (taz-Sitemanagement), Annabelle Seubert und Emilia Smechowski (sonntaz) sowie Isabel Lott (Fotoredaktion). Im Hausblog findet sich auch ein Gästebuch, für das alle ReferentInnen und ModeratorInnen abgelichtet wurden – eine Aktion der ganzen taz – KollegInnen aus Verwaltung, Technik und Redaktion.

■ Viele taz-RedakteurInnen schrieben wie en passent die Texte vom Tage für taz.de, wo Daniél Kretschmar und Oliver Pohlisch das Dirigat innehatten. Zwei Profifotografen, die auch die Fotos auf dieser Seite schossen, waren beim taz.lab dabei: Wolfgang Borrs und David Oliveira.

Resonanzen? ausdertaz@taz.de

Wenn Feministin sein bedeute, herumzuschreien, dann sei sie keine, sagte Geetanjali Shree im Café Global bei ihrer taz.lab-Veranstaltung „India between the lines“. Sie halte nichts von diesem Verhalten, auch nichts davon, Bomben zu zünden, sagte die Schriftstellerin aus Delhi. Applaus des Publikums.

Zwei Frauen moderierten diese Veranstaltung instruktiv – die Journalistinnen Natalie Tenberg und Antje Stiebitz. Letztere las auf Deutsch ein Stück aus „Unserer Stadt in jenem Jahr“ vor, Shrees letztem Roman, der vom Zusammenleben verschiedener Communitys in Indien erzählt. Abschließend las Shree eine Passage auf Hindi vor, sodass die Zuschauer sich mit dem Klang der Sprache vertraut machen konnten. Sie bedauerte, dass international vorwiegend jene Literaten aus ihrem Land wahrgenommen würden, die auf Englisch publizierten. Für sie gebe es keine Alternative zum Hindi. Nur in dieser Sprache würden bei ihr tiefste Erinnerungen und Gefühle geweckt. Ein wenig erregt wurde Shree gegen Ende der Veranstaltung, als es um die Vergewaltigung einer Studentin in einem Bus in Delhi von Dezember ging. Das sei kein neuer Fall, sagte sie, aber die westlichen Medien, die darüber berichteten, würden die durch alle Schichten gehende krasse Erschütterung in ihrem Land nicht genug beachten. Stattdessen werde Indien als rückständig gebrandmarkt. Sie appellierte, doch weniger westliche Arroganz walten zu lassen. Starker Beifall! MONI TELLER