piwik no script img

Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Anstatt sich in überheizten Räumen rumzudrücken, zieht es die Avantgarde zurzeit auf die Straße. Schließlich soll die Kunst das öffentliche und private Leben nicht nur einfach spiegeln. Vielmehr gilt es selbige als Basen jeglichen Schaffens herauszustellen. Deutlich wurde das am vergangenen Freitag bei der Performance des Klangkünstlers Mark Bain, der den Bau des Architekten Arno Brandlhuber in der Brunnenstraße 9 zum Vibrieren brachte. Brandlhubers postmodernes Haus beeindruckt allein durch das raue, an Streetart andockende, luftige Betondesign, das an der Fassade Platz für die Kunst anderer schafft. Nun ist das Haus auch als Klangskulptur zu begreifen. Einfach einen Kopfhörer mit Miniklinke gezückt, an die Station rechts der Hofeinfahrt angedockt, schon hört man, dass und wie die Architektur lebt. Im Haus verteilte Sensorensysteme fangen sämtliche mechanischen und akustischen Schwingungen auf. Ebendiese Töne nutzte Bain, um im vierten Stock die zukünftige Wohnung Brandlhubers in ihren Grundfesten zu erschüttern. Ein schwindelerregendes Spiel in Zeiten des Wetteiferns zwischen privaten und öffentlichen Interessen. Schwindelig wird den TeilnehmerInnen bei „Yokomono-Pro“ am Sonntag hoffentlich nicht, wenn sie unter der Leitung von Geert Jan Hobijn (Staalplaatsoundsystem) und den ehemaligen Pan-Sonic-Künstlern Mika Vainio und Ilpo Väisänen in ihren Autos um die Goldelse kreisen. Für dreißig Minuten werden sie auf einer choreografierten Route mit modifizierten Hupen eine Komposition der beiden finnischen Musiker aufführen. Einige Kilometer der Straße gen Osten folgend, im .HBC und dem Spa, kann man sich dann bis zum 6. Februar bei Ausstellungen und dem Tagesprogramm des Club Transmediale doch noch aufwärmen, ohne aus der experimentellen, medienorientierten Kunstwelt gerissen zu werden.

■ Mark Bain: „Bug“; tgl., 0–24 Uhr, Brunnenstr. 9 / „Yokomono-Pro“, 31. 1., 15 Uhr, Siegessäule (im Rahmen des Club Transmediale, 28. 1. bis 7. 2., diverse Spielorte, Infos: www.clubtransmediale.de)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen