Predigt fürs Pentagon

Eine US-amerikanische PR-Agentur warb sunnitische Geistliche im Irak an, um der US-Armee zu helfen

BERLIN taz ■ Die Lincoln Group, eine PR-Agentur mit Sitz in Washington DC, die im Auftrag des Pentagon und des State Department im Irak tätig ist, hat nicht nur dafür gesorgt, dass in etlichen Zeitungen von US-Militärs geschriebene Artikel veröffentlicht wurden. Sie hat auch eine Reihe sunnitischer Geistlicher dafür angeworben, den USA bei der Ausarbeitung von Propagandastrategien zu helfen. Das berichtet die New York Times in ihrer gestrigen Ausgabe unter Berufung auf einen ehemaligen Mitarbeiter der Lincoln Group.

Demnach wurden im Vorfeld der irakischen Wahlen drei oder vier sunnitische Religionslehrer dafür gewonnen, die US-Militärs bei der Ausarbeitung von Öffentlichkeitskampagnen unter den Sunniten zu beraten und entsprechende Berichte zu verfassen. Ob die Geistlichen für diese Dienste bezahlt wurden, lässt der Artikel der New York Times offen – lediglich die für dieses Projekt zwischen Mai und Oktober ausgegebene Gesamtsumme von 144.000 US-Dollar wird erwähnt.

In einem „Teile und gedeihe“ betitelten Aktionsplan für Propagandaoperationen im Sunnitengebiet, den die Lincoln Group im Oktober dem Special Operations Command in Tampa (Florida) vorlegte, begründet die Agentur ihre Bemühungen um sunnitische Geistliche: „Geistliche üben einen großen Einfluss auf die Leute in ihren Gemeinden aus, und oft sind es religiöse Führer, die die Menschen zur Gewalt und zur Unterstützung des Aufstands anstacheln.“

Als im November in US-Medien darüber berichtet worden war, dass die Lincoln Group im Auftrag der US-Armee journalistische Beiträge von US-Militärs in irakischen Medien platziert hatte, ordnete das Pentagon eine Untersuchung an – die allerdings erwartungsgemäß keinerlei Fehlverhalten des Militärs feststellen konnte. In einer Stellungnahme der Lincoln Group hieß es: „Wir kontern gegen die Lügen, Einschüchterung und das reine Böse des Terrors mit faktenreichen Geschichten, die den Heroismus und die Opfer des irakischen Volks und seinen Kampf um Freiheit und Sicherheit hervorheben.“

Ziel der Propagandaanstrengungen war es, unter den Sunniten für die Zustimmung zur Verfassung und schließlich für eine höhere Wahlbeteiligung zu werben. Die Mitarbeiter der Lincoln Group sitzen unter einem Dach mit den Militärs im Camp Victory außerhalb Bagdads. PKT